Trainingslager

21 11 2010

El Chalten, 14. – 20.11.2010 (Meike)

El Chalten anzeigen

“Unter Training versteht man eine sich systematisch wiederholende Ertüchtigung mit dem Ziel, die körperliche, kognitive und emotionale Konstitution in der Weise zu verbessern, dass eine erhöhte Leistungsfähigkeit in der jeweiligen Sportart resultiert. Als Trainingslager werden Aufenthalte bezeichnet, in denen sich Sportler intensiv auf einen bevorstehenden Wettkampf vorbereiten.” (Wikipedia)

Sport und Wettkampf ist in unserem Falle doch stark übertrieben, aber wir haben vor in Chile ca. fünf Tage mit Übernachtungen im Zelt zu wandern. Und da wir bisher auf unseren mehrtägigen Trecks immer das Glück hatten, dass uns Esel oder Maultiere das wirklich schwere Gepäck (Zelt, Essen, etc.) abgenommen haben, dachten wir es wäre eine gute Idee ein wenig zu trainieren. Also haben wir uns mit unserem Sparringspartner Christoph ins Trainingslager begeben. In drei Tagen rund um den Fitz Roy konnten wir unsere Fähigkeiten in den unterschiedlichen Bereichen des Mehrtagestreckings trainieren.

  1. Vorbereitung: Zu nennen sind hier so wichtige Dinge wie Planung des Weges, der Mahlzeiten, Miete der Campingutensilien, Einkaufen und Packen. Hier ist eindeutig noch Verbesserungsbedarf vorhanden. Die Vorbereitungen haben uns einen ganzen Tag gekostet und danach waren wir so gestresst, dass wir eigentlich erst einmal einen Erholungstag gebraucht hätten.
  2. Wandern mit großem Gepäck: Für uns war es noch etwas ungewohnt mit all unseren Sachen inkl. Zelt, Kochuntensilien, Essen etc. zu kaufen. Trotzdem haben wir uns in dieser Disziplin eigentlich recht gut geschlagen. Bergauf war es natürlich recht heftig, der Wind setzt einem mit großem Gepäck auch sehr zu und gerade am dritten Tag wurde zwischendurch ordentlich gejammert, aber hier sind gute Grundlagen vorhanden um darauf aufzubauen.
  3. Aufbau des Camps: Wahl des Standorts für das Zelt, Aufbau des Zelt und der Kochstelle. Hier hat sich das Trainingslager besonders bemerkbar gemacht. Schon am zweiten Tag schwuppte alles viel besser und alle Pfadfinderfähigkeiten wurden ausgepackt, da es regnerisch und stürmisch war; Regenabflussrinnen wurden gebaut, das Zelt besonders sturmsicher gemacht und auch die Kochstelle wurde professioneller aufgebaut.
  4. Verpflegung und Kochen: Schon die Auswahl der Lebensmittel stellt eine Herausforderung dar. So sollen die Lebensmittel nicht zu viel wiegen, leicht zuzubereiten sein und auch noch annehmbar schmecken. Bei uns fiel die Wahl für morgens auf Müsli und Haferflocken und abends gab es einmal Kartoffelbrei (für die Herren mit Salami) und Engelshaarnudeln (die sind besonders dünn, kochen also schneller und man verbraucht weniger Gas) mit Tomatensoße. Mit ein wenig Trockengemüse verfeinert hat das Ganze auch recht lecker geschmeckt. Zudem war ein kleine Flasche Whiskey dabei mit deren Hilfe wir am ersten Abend sogar flambierte Banane herstellten. Ein wenig optimieren können wir auch in dieser Disziplin bestimmt noch, aber grundsätzlich fühlen wir uns bezüglich der Verpflegung recht gut vorbereitet.
  5. Posieren für die Kamera: Keiner will immer nur die gleichen lachenden Gesichter in der Kamera sehen. Folglich muss auch in den Fotoposen variiert werden. Dabei hat uns Christoph sehr geholfen und die Fotos mit der Doppelkinnvermeidungsstrategie sind schon fast legendär.
  6. Widrigen Wetterverhältnissen trotzen: El Chalten hat uns wirklich optimale Trainingsmöglichkeiten geboten – von Sonne über Regen und Sturm war alles dabei. Und wir haben uns von dem Wetter nicht die Laune verderben lassen. Als es mal wirklich schlimm war, haben wir ein kleines Nickerchen im Zelt gemach. Auch einen kleinen Schneesturm hat uns El Chalten bei einem Tagestreck später noch geboten.  In Chile erwartet uns wahrscheinlich noch ein wenig wilderes Wetter, aber wir hoffen, dass wir auch dies meistern können.
  7. Testen des Equipments: Glücklicherweise haben sich all unsere Ausrüstungsgegenstände bewährt. Der Schlafsack lässt uns wohlig schlafen, die Regenjacken trotzen auch Regen im Sturm und die lange Thermounterwäsche hält gut warm. Ohne Mütze und Handschuhe gehen wir seit Ushuaia eh nicht mehr aus dem Haus.
  8. Verbringen von kalten Abenden im Zelt: Zum Zeitvertreib haben sich die Kartenspiele Bohnanza und 6nimmt bewährt. Auch wenn insbesondere Bohnanza öfter etwas an der Stimmung genagt hat. Christoph hat dieses Spiel glückerlicherweise wieder mitgenommen, so ist der Frieden zwischen Veit und mir gesichert. Das Konfliktpotenzial bei 6nimmt ist einfach geringer.

Grundsätzlich fühlen wir uns also ganz gut vorbereitet für unsere Tour im Torres del Paine Nationalpark. Wir hoffen, dass uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht und berichten dann wie es uns ergangen ist.

Neben unserem kleinen Trainingslager konnten wir auch noch ein wenig Erfahrung auf Gletschereis machen. Christoph und Veit konnten schon am beeindruckenden Perito Moreno mit einer Gletschertour loslegen. Die musste ich auf Grund meines Gesundheitszustandes leider auslassen. Die Fotos der Beiden sind wirklich toll und ich war schon ein wenig neidisch, dass ich die Tour nicht mitmachen konnte.

Perito Moreno anzeigen

Dafür war ich dann bei einer Gletschertour am Glacier Grande dabei, wo wir auch die Chance hatten ein wenig Eisklettern auszuprobieren.



Vom Schweben am Ende der Welt

13 11 2010

Ushuaia, 7. – 10.11.2010 (Christoph)

 

Ich habe die große Ehre den ersten Gästeblogeintrag zu schreiben. Seit zwei Wochen reise ich nun mit Meike und Veit quer durch Argentinien. So führte unsere dritte gemeinsame Station von der Peninsula Valdés zum Ende der Welt nach Feuerland.

Erstmal durften wir wieder 16 Stunden Bus fahren bis wir in Rio Gallegos das Transportmittel wechselten und den Flieger nach Ushuaia nahmen. Wir “schwebten” über die Andenausläufer und den Beagle Kanal mit seinen fjordähnlichen Buchten in die südlichste Stadt der Erde ein. Alleine diese ersten Eindrücke verhießen unglaubliche Naturschauspiele und atemberaubende Landschaften.

Nach der langen Reise im Hostel angekommen genossen wir erst einmal den traumhaften Ausblick aus dem Panoramafenster unserer Unterkunft und planten die ersten Unternehmungen.

Tagesausflug Nummer 1 führte uns auf einen Treck zur Laguna Esmeralda. Doch dort sollte noch nicht Schluss sein, denn der dahinter liegende Gletscher sollte ebenfalls noch erkundet werden.

Los ging´s bei leichtem Regen auf einer Schlittenhunde-Ranch durch Moorlandschaften, kleinere Wäldchen und steppenartige Abschnitte, bis wir nach gut 1,5 Stunden schon die Lagune erreichten. Das Wetter wechselte alle 30 Minuten – von Sonnenschein zu Regen oder von windigem blauem Himmel zu Schnee! Teilweise war das Geläuf im Moor so tief, dass wir wirklich “schweben” mussten, um nicht mit den Füßen komplett zu versinken. Allerdings hörte der gekennzeichnete Treck bei der Lagune auf. Wir wollten aber weiter und schlugen uns ab da querfeldein durch. Wir haben auch mehrfach bei Biebers am Bau geklingelt, aber die waren wohl schon in ihrer Sommerresidenz. Das erschien uns ziemlich unwirklich, da mittlerweile das Wetter immer rauher wurde und ein Schneesturm dem nächsten folgte. Über Geröll und Schneefelder ging´s noch knapp zwei Stunden weiter rauf zum Gletscher. Das war alles schon relativ aufregend, aber der Abstieg sollte es dann in sich haben. Mit geringer Sicht und schwerem Schneetreiben begingen wir den Abstieg, teils mit Hilfe unserer Gesäße als Schlitten über die Schneefelder. Wir erreichten unseren Ausgangspunkt auf der Huskie-Station durchgefroren und wärmten uns bei einer guten Tasse heißer Schokolade. Den Tag beschlossen wir in Meike´s Pizzeria.

07 Ushuaia - Kopie 08 Ushuaia - Kopie

Tag 2 am Ende der Welt ließ sich wesentlich gemütlicher an. Eine kurze Stadttour durch Ushuaia und ein gemütlicher Spaziergang an der Küste bestimmten den Tagesablauf. Windzerzaust am Hobbithügel angelangt konnten wir beinahe mit den Gänsen und Möwen “mitschweben”. Im Hostel gab´s dann abends endlich mal wieder richtig FLEISCH für Veit und mich und Meike steuerte ihr sagenhaftes Ofengemüse und Misch-Kraut-Salat dazu.

Am letzten Tag am Beagle Kanal tourten wir dann durch den Nationalpark Tierra del Fuego. Meike “schwebte” förmlich im Delirium neben uns Männern her, da die Wetterkapriolen der Vortage doch etwas an ihrem Gesundheitszustand gezerrt hatten. Dennoch meisterten wir den schönen Treck quer durch den Nationalpark und entlang der Küste ohne größere Schwierigkeiten. Wunderschöne Berglandschaften, kristallklare und bitterkalte Bäche und Flüsse und dichte dschungelartige Wälder zeichneten das Landschaftsbild. Der anstrengende Fußmarsch verfrachtete Meike dann aber auch direkt ins Bett, während die Herren wieder der “Fleischeslust” frönten… zum Essen gab´s das typisch patagonische Lamm “a la Tierra del Fuego” direkt vom Grill sowie andere wohlschmeckende Leckereien. Der Grillmeister (nicht Veit) war so von unseren Esskünsten angetan, dass er prompt zur Verdauung einen Grappa spendierte – guter Mann!

43 Ushuaia 46 Ushuaia

Nach kurzer Nacht, denn unser nächste Bus ging schon wieder um 5:00 Uhr Richtung Norden, sind wir nun in El Calafate angelangt. Auf dem Weg “schwebten” wir unter anderem kurz durch Chile, aber auch über die Magellanstraße. Eigentlich gar nicht so aufregend, wären da nicht unsere kleinen Begleiter, schwarz-weiße Delfine, gewesen, die springend neben der Fähre hersprangen.

Ab jetzt heißt es dann erstmal Gletscher besteigen, Trecking am Fitz Roy. Nach drei Wochen “entschwebe” ich dann den beiden wieder in Richtung Europa während die beiden weiterhin dieses wahnsinnig interessanten und spannenden Fleckchen Erde erkunden können. Darum beneide ich die beiden sehr.

Ich möchte hier noch schnell die Möglichkeit nutzen um mich ganz herzlich bei der Reiseleitung und dem Animationsteam für herausragende Leistungen zu bedanken. Den Lesern dieses Blogs wünsche ich weiterhin fröhliches “miterleben” der Abenteuer von Meike und Veit und empfehle das ein oder andere Beschriebene auch mal persönlich zu erkunden.



Waltango

7 11 2010

Buenos Aires, 23.10-02.11.2010 (Veit)

Puerto Madryn und Peninsula Valdes, 03.11-06.11.2010 (Veit)

Buenos Aires hat gehalten, was wir uns von dieser  Millionenstadt am Delta des Rio de la Plata versprochen haben. Lebenslustige Argentinier, stolze Gauchos und leidenschaftliche Tango- und Milongatänzer. Das alles gemischt mit vielen Parks, unzähligen kleinen Cafés, den eigentümlichen “barrios” (Stadtteilen) und natürlich nicht zu vergessen den Parrillas (gemischter Grillteller). Die ersten drei Tage haben wir im “barrio” San Telmo verbracht und haben von dort aus die Stadt zu Fuß erkundet. Für uns ist das immer noch die beste Art und Weise viel zu sehen und den Atem (leider auch den Smog) der Stadt zu spüren.

Zu entdecken gab es natürlich viel, vom Plaza Mayo über den berühmten Obelisken an  der Avenida 9 Julio, dem Teatro Cólon, dem Hafen mit seinen schicken Restaurants, dem Friedhof von Recoleta (auf dem Eva “Evita” Peron begraben ist) und natürlich “la Boca” das Arbeiterviertel mit den bunten Häusern, der Heimat des Tangos und der Boca Juniors. Wir haben natürlich noch viel mehr gesehen und wäre am Mittwoch nicht der argentinische Ex-Präsident Nestor Kirchner gestorben, dann wären wir auch in den Genuss zweier kultureller Ereignisse gekommen; zum einem ein klassisches Klavierkonzert im Teatro Cólon und zum anderen einem Fußballspiel der Boca Juniors im berüchtigtem Stadion “La Bombonera” (übersetzt: die Pralinenschachtel). Beides wurde uns auf Grund des Todes nicht vergönnt.

Uns wurde es in den eineinhalb Wochen in Buenos Aires nie langweilig. Nach den ersten Tagen in San Telmo sind wir i unser Apartment nach “Palermo” – einem weiterem schicken und angesagtem Stadtteil Buenos Aires – gezogen. Dort haben wir unsere eigenen vier Wände sehr genossen, viel gekocht und seit langem sind wir mal wieder in den naheliegendem Park joggen gegangen. Am Samstag haben wir dann noch Verstärkung bekommen und unser Freund Christoph ist für die nächsten drei Wochen mit uns unterwegs. Ab jetzt kann ich endlich ohne mich zu schämen Fleisch einkaufen (ich wurde schon mehrfach abgewiesen oder nicht bedient, da meine gewünschte Fleischmenge nicht den Mindestanforderungen der Argentinier entsprach (übersetzter O-Ton in einem Laden: Mindestens 1kg müssen sie bei uns kaufen!)) und die Nahrungsaufnahme wurde auf “täglich” Steak umgestellt.

Nach weiterem Sightseeing in Buenos Aires zusammen mit Christoph ging es dann per 1. Klasse Nachtbus nach Puerto Madryn über 1000 km in den Süden. Dort mieteten wir uns für zwei Tage einen Mietwagen (und Meike durfte sich freuen, denn diesmal wurde es ein VW Gol) und es ging auf die Peninsula Valdes, ein geschütztes Unesco Weltnaturerbe. Dort durften wir dann Seelöwen, Seeelefanten, Pinguine und Wale inklusive Orkas in freier Wildbahn bewundern. Das war sensationell und wir hätten nicht gedacht so nah an diese beeindruckenden Tiere des Meeres heranzukommen. Die Pinguine stolperten gerade mal ein Meter von uns entfernt entlang und die Wale (Glattwale, “Eubalaena australis”) sind so neugierige und zutrauliche Tiere, dass es so erscheint als ob sie extra für uns springen und ganz nah vor unserem Boot auftauchen und ihre gewaltigen Körper aus dem Wasser ragen.

Wal hautnah 01 Wal hautnah 02

Ein absolutes Highlight war aber der Geheimtipp, den wir in unserem Hostel erhalten hatten. An der Landspitze gegenüber der Peninsula sollte es noch eine Seeelefantenkolonie geben und die Möglichkeit sich bis auf wenige Meter an diese bis zu 6,5 m großen Seeelefanten zu nähern. Die Straße, die zu dieser Landspitze mit Leuchtturm führte, war teilweise unter Wasser und der Weg anscheinend für viele Leute zu beschwerlich, denn wir waren alleine dort. Wir drei ganz alleine mit vielleicht 20 bis 30 Seelelefanten (Bullen, Kühe und Babys) an der rauhen und steilen Küste Patagoniens. Einfach unglaublich schön und toll! Die Seeelefantenbullen interessierten sich überhaupt nicht für uns, die Kühe schauten skeptisch und ein Baby war total neugierig und so entstanden super tolle Fotos mit uns und den Seeelefanten am Strand.

neugieriges Seeelefantenbaby Perle und die Seeelefanten  

Auf dem Rückweg, sollte unser “Cross” Gol dann leider eine schlammige, unter Wasser stehenden Passage der Straße nicht mehr meistern. Mittendrin mussten wir raus aus dem Wagen und in den Schlamm steigen. Nur nach mehreren anstrengenden Versuchen konnten wir mit vereinten Kräften den Gol wieder befreien. Das war knapp und Christoph und ich mussten uns erst mal umziehen, denn wir sahen aus wie Schokoladenseeelefanten.

VW Cross Gol 02   VW Cross Gol 05

Am Abend gab es dann das wohlverdiente große Steak und Rotwein für uns und so wird dieser Tag uns sicher noch länger im Gedächtnis bleiben.

Alle Bilder von der Peninsula hier im Fotoalbum: