Patagonien, die Zweite
29 12 2010Klaus, 14.12.2010
In der Zeit vom 7. bis 26. Dezember 2010 reisen wir, die Eltern von Meike, gemeinsam mit Meike und Veit durch Chile mit einem Abstecher nach Argentinien. Und wir haben es übernommen, vom ersten Reiseabschnitt, den Magallanes und Südpatagonien, einen Gastbericht zu schreiben.
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Unsere ersten beiden Urlaubstage haben uns die streikenden spanischen Fluglotsen geklaut, die es nicht zugelassen haben, dass wir mit LAN über Madrid nach Chile reisen. Im dritten Anlauf und mit zwei Tagen Verspätung ging es dann ab Frankfurt mit der Lufthansa nach Sao Paulo und von dort weiter mit der LAN über Santiago de Chile nach Punta Arenas.
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Am Flughafen wurden wir von Meike und Veit herzlich mit Pisco Sour, dem 20 %-igem chilenischen Nationalgetränk, empfangen. Wir hatten uns seit der Verabschiedung auf dem Flughafen Düsseldorf Anfang Juli d.J. nicht mehr gesehen und es war für uns, die Eltern, selbstverständlich ein tolles Gefühl, rund 20 Flugstunden entfernt am Urlaubsort in Südamerika von den „Kindern“ abgeholt zu werden. Obwohl es 19.00 Uhr war, ging es gleich in den rd. 350 km entfernten Nationalpark Torres del Paine weiter, was auch kein Problem war, da es hier abends bis ca. 23.00 Uhr hell ist und auf den Straßen ohnehin kaum jemand unterwegs ist. Und Veit hatte den Mietwagen schon „eingefahren“. Es war ein Toyota 4 Runner – ein Cayenne-Verschnitt, was sich dann auch an der Tankstelle bemerkbar machte. Es reichte sogar noch für einen Stopp in Puerto Natales, um dort Abend (u.a. Pizza mit Lamm) zu essen.
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Im Torres del Paine hatte Veit für zwei Nächte ein Ferienhaus gemietet, was zwar klein, aber fein und vor allem warm war. Letzteres war besonders wichtig, denn die Temperaturen betrugen nur max. 5 Grad – bei einer steifen Priese gefühlte minus 5 Grad und dazu zeitweise auch noch Regen. Eben genau so, wie man sich das Wetter im Urlaub nicht vorstellt. Aber neben dem Haus waren auch wir wetterfest (wir wussten ja, was uns in Südpatagonien im Sommer!!! erwartet) und so war dann an den beiden nächsten Tagen die Besichtigung der überwältigenden Landschaften des Nationalparks angesagt. Dazu zählte insbesondere der Gletscher Grey mit dem vorgelagerten Lago Grey und den vielen Eisbergen, die vom Gletscher abbrechen, langsam tauen und tiefblau aus dem milchig trüben Wasser ragen. Und natürlich die vielfältige Flora und Fauna. Abends wurde im Ferienhaus gekocht, wofür Meike und Veit bereits in Punta Arenas Großeinkauf gemacht hatten, denn mit den Einkaufsmöglichkeiten ist es nicht weit her in Region fernab der Zivilisation. Aber, man fährt ja auch nicht zum Shoppen in den Torres del Paine.
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Vom Torres del Paine ging es am 10. Dezember weiter ins argentinische El Calafate, dem Ausgangspunkt für die Besichtigung des berühmten Gletschers Perito Monreno. Die Straße führt durch rd. 350 km eintönige, aber für uns dennoch interessante, weil zuvor nie erlebte Steppe mit einer spannenden Grenzabfertigung. Hätte Veit die Grenzkette auf argentinischer Seite nicht selber beiseite gemacht, so wären wir vielleicht bis heute noch nicht nach Argentinien eingereist. Bei der Wiedereinreise nach Chile haben es dafür die chilenischen Grenzbeamten genauer genommen, im dem unser gesamtes Gepäck gescannt wurde. In El Calafate gab es dann für Veit und mich abends ein ordentliches argentinisches Steak – Filetsteak – nach deutscher Norm – in Übergröße, auf dem Holzkohlengrill medium gegrillt und dazu natürlich den passenden argentinischen Rotwein. Köstlich! Die Besichtigung des Gletscher Perito Moreno war überwältigend. Der Gletscher ist ca. 4 km breit und 60 m hoch und mündet in dem Lago Argentino, einem der größten Seen Argentiniens. Dem Gletscher kann man sich über Laufstege auf 100 bis 200 m nähern und dabei beobachten, wie immer wieder gigantisch große Eisstücke abbrechen und mit lautem Getöse in den See fallen. Zweieinhalb Stunden wir dem Naturschauspiel zu geschaut.
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Nach zwei Nächten in El Calafate ging es in einem Rutsch (fast 600 km mit Fahrerwechsel und ohne Ampel, geschweige denn Stau) zurück nach Punta Arenas mit Stippvisite bei einer Pinguin-Kolonie. Es macht schon Spaß, diesen putzigen Tieren bei Ihrem Treiben zu zuschauen. Im Gegensatz zu uns, die wir bei kaltem kräftigem Wind trotz wetterfester Kleidung mächtig gefroren haben, scheinen die Pinguine dieses Klima zu lieben. Wir aber wurden mit einer Sauna in unserem Hostel belohnt. Die kleine freistehende Sauna hatte der Hostel-Besitzer wie die das gesamte aus mehreren Hütten bestehende Hostel selber gebaut – alles aus Holz, was es hier reichlich gibt. Das Abendessen hat uns seine Frau bereitet, denn vor die Tür wollten wir – einmal durch gewärmt – keineswegs mehr.
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Zu den Magallanes, wo Punta Arenas liegt, schreibt der Reiseführer Lonely Planet: „Kaum zu glauben, dass diese schroffe, vom Wetter gebeutelte Region tatsächlich seit hunderten, wenn nicht tausenden von Jahren besiedelt ist.“ Wie wahr, so unser Eindruck, und wir fragen uns, wie wohl der Winter hier sein mag. Aber, wir wollen ja unseren Alterssitz dort nicht hin verlegen und die erlebten Landschaften sind eben nur in dieser abgeschiedenen Region zu finden.
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Am Sonntag, dem 12. Dezember, ging es dann mit dem Flugzeug in knapp 2 Flugstunden nach Puerto Montt, ins Seengebiet 1.000 km südlich von Santiago, wofür eine Woche eingeplant haben. Der Ärger über den Streik der spanischen Fluglotsen und die zwei verlorenen Urlaubstage war längst verflogen.
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