Trainingslager

21 11 2010

El Chalten, 14. – 20.11.2010 (Meike)

El Chalten anzeigen

“Unter Training versteht man eine sich systematisch wiederholende Ertüchtigung mit dem Ziel, die körperliche, kognitive und emotionale Konstitution in der Weise zu verbessern, dass eine erhöhte Leistungsfähigkeit in der jeweiligen Sportart resultiert. Als Trainingslager werden Aufenthalte bezeichnet, in denen sich Sportler intensiv auf einen bevorstehenden Wettkampf vorbereiten.” (Wikipedia)

Sport und Wettkampf ist in unserem Falle doch stark übertrieben, aber wir haben vor in Chile ca. fünf Tage mit Übernachtungen im Zelt zu wandern. Und da wir bisher auf unseren mehrtägigen Trecks immer das Glück hatten, dass uns Esel oder Maultiere das wirklich schwere Gepäck (Zelt, Essen, etc.) abgenommen haben, dachten wir es wäre eine gute Idee ein wenig zu trainieren. Also haben wir uns mit unserem Sparringspartner Christoph ins Trainingslager begeben. In drei Tagen rund um den Fitz Roy konnten wir unsere Fähigkeiten in den unterschiedlichen Bereichen des Mehrtagestreckings trainieren.

  1. Vorbereitung: Zu nennen sind hier so wichtige Dinge wie Planung des Weges, der Mahlzeiten, Miete der Campingutensilien, Einkaufen und Packen. Hier ist eindeutig noch Verbesserungsbedarf vorhanden. Die Vorbereitungen haben uns einen ganzen Tag gekostet und danach waren wir so gestresst, dass wir eigentlich erst einmal einen Erholungstag gebraucht hätten.
  2. Wandern mit großem Gepäck: Für uns war es noch etwas ungewohnt mit all unseren Sachen inkl. Zelt, Kochuntensilien, Essen etc. zu kaufen. Trotzdem haben wir uns in dieser Disziplin eigentlich recht gut geschlagen. Bergauf war es natürlich recht heftig, der Wind setzt einem mit großem Gepäck auch sehr zu und gerade am dritten Tag wurde zwischendurch ordentlich gejammert, aber hier sind gute Grundlagen vorhanden um darauf aufzubauen.
  3. Aufbau des Camps: Wahl des Standorts für das Zelt, Aufbau des Zelt und der Kochstelle. Hier hat sich das Trainingslager besonders bemerkbar gemacht. Schon am zweiten Tag schwuppte alles viel besser und alle Pfadfinderfähigkeiten wurden ausgepackt, da es regnerisch und stürmisch war; Regenabflussrinnen wurden gebaut, das Zelt besonders sturmsicher gemacht und auch die Kochstelle wurde professioneller aufgebaut.
  4. Verpflegung und Kochen: Schon die Auswahl der Lebensmittel stellt eine Herausforderung dar. So sollen die Lebensmittel nicht zu viel wiegen, leicht zuzubereiten sein und auch noch annehmbar schmecken. Bei uns fiel die Wahl für morgens auf Müsli und Haferflocken und abends gab es einmal Kartoffelbrei (für die Herren mit Salami) und Engelshaarnudeln (die sind besonders dünn, kochen also schneller und man verbraucht weniger Gas) mit Tomatensoße. Mit ein wenig Trockengemüse verfeinert hat das Ganze auch recht lecker geschmeckt. Zudem war ein kleine Flasche Whiskey dabei mit deren Hilfe wir am ersten Abend sogar flambierte Banane herstellten. Ein wenig optimieren können wir auch in dieser Disziplin bestimmt noch, aber grundsätzlich fühlen wir uns bezüglich der Verpflegung recht gut vorbereitet.
  5. Posieren für die Kamera: Keiner will immer nur die gleichen lachenden Gesichter in der Kamera sehen. Folglich muss auch in den Fotoposen variiert werden. Dabei hat uns Christoph sehr geholfen und die Fotos mit der Doppelkinnvermeidungsstrategie sind schon fast legendär.
  6. Widrigen Wetterverhältnissen trotzen: El Chalten hat uns wirklich optimale Trainingsmöglichkeiten geboten – von Sonne über Regen und Sturm war alles dabei. Und wir haben uns von dem Wetter nicht die Laune verderben lassen. Als es mal wirklich schlimm war, haben wir ein kleines Nickerchen im Zelt gemach. Auch einen kleinen Schneesturm hat uns El Chalten bei einem Tagestreck später noch geboten.  In Chile erwartet uns wahrscheinlich noch ein wenig wilderes Wetter, aber wir hoffen, dass wir auch dies meistern können.
  7. Testen des Equipments: Glücklicherweise haben sich all unsere Ausrüstungsgegenstände bewährt. Der Schlafsack lässt uns wohlig schlafen, die Regenjacken trotzen auch Regen im Sturm und die lange Thermounterwäsche hält gut warm. Ohne Mütze und Handschuhe gehen wir seit Ushuaia eh nicht mehr aus dem Haus.
  8. Verbringen von kalten Abenden im Zelt: Zum Zeitvertreib haben sich die Kartenspiele Bohnanza und 6nimmt bewährt. Auch wenn insbesondere Bohnanza öfter etwas an der Stimmung genagt hat. Christoph hat dieses Spiel glückerlicherweise wieder mitgenommen, so ist der Frieden zwischen Veit und mir gesichert. Das Konfliktpotenzial bei 6nimmt ist einfach geringer.

Grundsätzlich fühlen wir uns also ganz gut vorbereitet für unsere Tour im Torres del Paine Nationalpark. Wir hoffen, dass uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht und berichten dann wie es uns ergangen ist.

Neben unserem kleinen Trainingslager konnten wir auch noch ein wenig Erfahrung auf Gletschereis machen. Christoph und Veit konnten schon am beeindruckenden Perito Moreno mit einer Gletschertour loslegen. Die musste ich auf Grund meines Gesundheitszustandes leider auslassen. Die Fotos der Beiden sind wirklich toll und ich war schon ein wenig neidisch, dass ich die Tour nicht mitmachen konnte.

Perito Moreno anzeigen

Dafür war ich dann bei einer Gletschertour am Glacier Grande dabei, wo wir auch die Chance hatten ein wenig Eisklettern auszuprobieren.



Vom Schweben am Ende der Welt

13 11 2010

Ushuaia, 7. – 10.11.2010 (Christoph)

 

Ich habe die große Ehre den ersten Gästeblogeintrag zu schreiben. Seit zwei Wochen reise ich nun mit Meike und Veit quer durch Argentinien. So führte unsere dritte gemeinsame Station von der Peninsula Valdés zum Ende der Welt nach Feuerland.

Erstmal durften wir wieder 16 Stunden Bus fahren bis wir in Rio Gallegos das Transportmittel wechselten und den Flieger nach Ushuaia nahmen. Wir “schwebten” über die Andenausläufer und den Beagle Kanal mit seinen fjordähnlichen Buchten in die südlichste Stadt der Erde ein. Alleine diese ersten Eindrücke verhießen unglaubliche Naturschauspiele und atemberaubende Landschaften.

Nach der langen Reise im Hostel angekommen genossen wir erst einmal den traumhaften Ausblick aus dem Panoramafenster unserer Unterkunft und planten die ersten Unternehmungen.

Tagesausflug Nummer 1 führte uns auf einen Treck zur Laguna Esmeralda. Doch dort sollte noch nicht Schluss sein, denn der dahinter liegende Gletscher sollte ebenfalls noch erkundet werden.

Los ging´s bei leichtem Regen auf einer Schlittenhunde-Ranch durch Moorlandschaften, kleinere Wäldchen und steppenartige Abschnitte, bis wir nach gut 1,5 Stunden schon die Lagune erreichten. Das Wetter wechselte alle 30 Minuten – von Sonnenschein zu Regen oder von windigem blauem Himmel zu Schnee! Teilweise war das Geläuf im Moor so tief, dass wir wirklich “schweben” mussten, um nicht mit den Füßen komplett zu versinken. Allerdings hörte der gekennzeichnete Treck bei der Lagune auf. Wir wollten aber weiter und schlugen uns ab da querfeldein durch. Wir haben auch mehrfach bei Biebers am Bau geklingelt, aber die waren wohl schon in ihrer Sommerresidenz. Das erschien uns ziemlich unwirklich, da mittlerweile das Wetter immer rauher wurde und ein Schneesturm dem nächsten folgte. Über Geröll und Schneefelder ging´s noch knapp zwei Stunden weiter rauf zum Gletscher. Das war alles schon relativ aufregend, aber der Abstieg sollte es dann in sich haben. Mit geringer Sicht und schwerem Schneetreiben begingen wir den Abstieg, teils mit Hilfe unserer Gesäße als Schlitten über die Schneefelder. Wir erreichten unseren Ausgangspunkt auf der Huskie-Station durchgefroren und wärmten uns bei einer guten Tasse heißer Schokolade. Den Tag beschlossen wir in Meike´s Pizzeria.

07 Ushuaia - Kopie 08 Ushuaia - Kopie

Tag 2 am Ende der Welt ließ sich wesentlich gemütlicher an. Eine kurze Stadttour durch Ushuaia und ein gemütlicher Spaziergang an der Küste bestimmten den Tagesablauf. Windzerzaust am Hobbithügel angelangt konnten wir beinahe mit den Gänsen und Möwen “mitschweben”. Im Hostel gab´s dann abends endlich mal wieder richtig FLEISCH für Veit und mich und Meike steuerte ihr sagenhaftes Ofengemüse und Misch-Kraut-Salat dazu.

Am letzten Tag am Beagle Kanal tourten wir dann durch den Nationalpark Tierra del Fuego. Meike “schwebte” förmlich im Delirium neben uns Männern her, da die Wetterkapriolen der Vortage doch etwas an ihrem Gesundheitszustand gezerrt hatten. Dennoch meisterten wir den schönen Treck quer durch den Nationalpark und entlang der Küste ohne größere Schwierigkeiten. Wunderschöne Berglandschaften, kristallklare und bitterkalte Bäche und Flüsse und dichte dschungelartige Wälder zeichneten das Landschaftsbild. Der anstrengende Fußmarsch verfrachtete Meike dann aber auch direkt ins Bett, während die Herren wieder der “Fleischeslust” frönten… zum Essen gab´s das typisch patagonische Lamm “a la Tierra del Fuego” direkt vom Grill sowie andere wohlschmeckende Leckereien. Der Grillmeister (nicht Veit) war so von unseren Esskünsten angetan, dass er prompt zur Verdauung einen Grappa spendierte – guter Mann!

43 Ushuaia 46 Ushuaia

Nach kurzer Nacht, denn unser nächste Bus ging schon wieder um 5:00 Uhr Richtung Norden, sind wir nun in El Calafate angelangt. Auf dem Weg “schwebten” wir unter anderem kurz durch Chile, aber auch über die Magellanstraße. Eigentlich gar nicht so aufregend, wären da nicht unsere kleinen Begleiter, schwarz-weiße Delfine, gewesen, die springend neben der Fähre hersprangen.

Ab jetzt heißt es dann erstmal Gletscher besteigen, Trecking am Fitz Roy. Nach drei Wochen “entschwebe” ich dann den beiden wieder in Richtung Europa während die beiden weiterhin dieses wahnsinnig interessanten und spannenden Fleckchen Erde erkunden können. Darum beneide ich die beiden sehr.

Ich möchte hier noch schnell die Möglichkeit nutzen um mich ganz herzlich bei der Reiseleitung und dem Animationsteam für herausragende Leistungen zu bedanken. Den Lesern dieses Blogs wünsche ich weiterhin fröhliches “miterleben” der Abenteuer von Meike und Veit und empfehle das ein oder andere Beschriebene auch mal persönlich zu erkunden.



Waltango

7 11 2010

Buenos Aires, 23.10-02.11.2010 (Veit)

Puerto Madryn und Peninsula Valdes, 03.11-06.11.2010 (Veit)

Buenos Aires hat gehalten, was wir uns von dieser  Millionenstadt am Delta des Rio de la Plata versprochen haben. Lebenslustige Argentinier, stolze Gauchos und leidenschaftliche Tango- und Milongatänzer. Das alles gemischt mit vielen Parks, unzähligen kleinen Cafés, den eigentümlichen “barrios” (Stadtteilen) und natürlich nicht zu vergessen den Parrillas (gemischter Grillteller). Die ersten drei Tage haben wir im “barrio” San Telmo verbracht und haben von dort aus die Stadt zu Fuß erkundet. Für uns ist das immer noch die beste Art und Weise viel zu sehen und den Atem (leider auch den Smog) der Stadt zu spüren.

Zu entdecken gab es natürlich viel, vom Plaza Mayo über den berühmten Obelisken an  der Avenida 9 Julio, dem Teatro Cólon, dem Hafen mit seinen schicken Restaurants, dem Friedhof von Recoleta (auf dem Eva “Evita” Peron begraben ist) und natürlich “la Boca” das Arbeiterviertel mit den bunten Häusern, der Heimat des Tangos und der Boca Juniors. Wir haben natürlich noch viel mehr gesehen und wäre am Mittwoch nicht der argentinische Ex-Präsident Nestor Kirchner gestorben, dann wären wir auch in den Genuss zweier kultureller Ereignisse gekommen; zum einem ein klassisches Klavierkonzert im Teatro Cólon und zum anderen einem Fußballspiel der Boca Juniors im berüchtigtem Stadion “La Bombonera” (übersetzt: die Pralinenschachtel). Beides wurde uns auf Grund des Todes nicht vergönnt.

Uns wurde es in den eineinhalb Wochen in Buenos Aires nie langweilig. Nach den ersten Tagen in San Telmo sind wir i unser Apartment nach “Palermo” – einem weiterem schicken und angesagtem Stadtteil Buenos Aires – gezogen. Dort haben wir unsere eigenen vier Wände sehr genossen, viel gekocht und seit langem sind wir mal wieder in den naheliegendem Park joggen gegangen. Am Samstag haben wir dann noch Verstärkung bekommen und unser Freund Christoph ist für die nächsten drei Wochen mit uns unterwegs. Ab jetzt kann ich endlich ohne mich zu schämen Fleisch einkaufen (ich wurde schon mehrfach abgewiesen oder nicht bedient, da meine gewünschte Fleischmenge nicht den Mindestanforderungen der Argentinier entsprach (übersetzter O-Ton in einem Laden: Mindestens 1kg müssen sie bei uns kaufen!)) und die Nahrungsaufnahme wurde auf “täglich” Steak umgestellt.

Nach weiterem Sightseeing in Buenos Aires zusammen mit Christoph ging es dann per 1. Klasse Nachtbus nach Puerto Madryn über 1000 km in den Süden. Dort mieteten wir uns für zwei Tage einen Mietwagen (und Meike durfte sich freuen, denn diesmal wurde es ein VW Gol) und es ging auf die Peninsula Valdes, ein geschütztes Unesco Weltnaturerbe. Dort durften wir dann Seelöwen, Seeelefanten, Pinguine und Wale inklusive Orkas in freier Wildbahn bewundern. Das war sensationell und wir hätten nicht gedacht so nah an diese beeindruckenden Tiere des Meeres heranzukommen. Die Pinguine stolperten gerade mal ein Meter von uns entfernt entlang und die Wale (Glattwale, “Eubalaena australis”) sind so neugierige und zutrauliche Tiere, dass es so erscheint als ob sie extra für uns springen und ganz nah vor unserem Boot auftauchen und ihre gewaltigen Körper aus dem Wasser ragen.

Wal hautnah 01 Wal hautnah 02

Ein absolutes Highlight war aber der Geheimtipp, den wir in unserem Hostel erhalten hatten. An der Landspitze gegenüber der Peninsula sollte es noch eine Seeelefantenkolonie geben und die Möglichkeit sich bis auf wenige Meter an diese bis zu 6,5 m großen Seeelefanten zu nähern. Die Straße, die zu dieser Landspitze mit Leuchtturm führte, war teilweise unter Wasser und der Weg anscheinend für viele Leute zu beschwerlich, denn wir waren alleine dort. Wir drei ganz alleine mit vielleicht 20 bis 30 Seelelefanten (Bullen, Kühe und Babys) an der rauhen und steilen Küste Patagoniens. Einfach unglaublich schön und toll! Die Seeelefantenbullen interessierten sich überhaupt nicht für uns, die Kühe schauten skeptisch und ein Baby war total neugierig und so entstanden super tolle Fotos mit uns und den Seeelefanten am Strand.

neugieriges Seeelefantenbaby Perle und die Seeelefanten  

Auf dem Rückweg, sollte unser “Cross” Gol dann leider eine schlammige, unter Wasser stehenden Passage der Straße nicht mehr meistern. Mittendrin mussten wir raus aus dem Wagen und in den Schlamm steigen. Nur nach mehreren anstrengenden Versuchen konnten wir mit vereinten Kräften den Gol wieder befreien. Das war knapp und Christoph und ich mussten uns erst mal umziehen, denn wir sahen aus wie Schokoladenseeelefanten.

VW Cross Gol 02   VW Cross Gol 05

Am Abend gab es dann das wohlverdiente große Steak und Rotwein für uns und so wird dieser Tag uns sicher noch länger im Gedächtnis bleiben.

Alle Bilder von der Peninsula hier im Fotoalbum:



Bewegungsfreiheit oder Liebe geht durch`s Weinglas

22 10 2010

Salta, 12.-18.10.2010 (Meike)

Salta_Mendoza anzeigen

Seit mehr als drei Monaten sind wir nun mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Das ist manchmal sehr angenehm und bequem (z. B. die Luxusbusse in Peru, in denen man Essen (sogar vegetarisch!!!) und Getränke serviert bekommt und sehr viel Platz hat), manchmal ist es aber anstrengend und nervtötend (z. B. wenn in den Bus immer noch mehr Leute eingeladen werden, obwohl eigentlich kein Platz mehr ist, oder der Bus ohne erklärbaren Grund einfach mal wieder einen längere Pause mitten in der Pampa macht) und manchmal ist es einfach schrecklich (z. B. wenn die Leute die vor oder hinter einen sitzen so stark nach Schweiß stinken, dass man sich am liebsten übergeben möchte – gerade wieder auf dem Weg von Salta nach Mendoza so erlebt).

Deshalb war es Zeit für uns das erste mal auf einen eigenen fahrbaren Untersatz zu setzen und wir haben uns in Salta (Argentinien) ein kleines Auto gemietet. Die Betonung liegt hier auf klein. Ich hatte so auf einen VW Gol, den ich noch aus meiner Brasilienzeit kenne, gehofft, aber der Drache am Schalter bei der Autovermietung – übrigens die erste unfreundliche Argentinierin, die uns begegnet ist – hatte leider nur einen Ford K für uns. Aber auch den Ford K sollten wir noch lieben lernen.

Wir machten uns also von Salta mit unserem neuen Freund dem K auf den Weg. Zunächst einmal mussten wir heile aus Salta herauskommen. Theoretisch herrscht dort an den meisten Kreuzungen rechts vor links, praktisch sieht das irgendwie anders aus und ich bin immer noch überrascht, dass wir es ohne Unfall über die vielen Kreuzungen geschafft haben. Wir genossen unsere neugewonnene Freiheit sehr und machten Umwege, dort wo wir Lust hatten, hielten, wo es uns gefiel und picknickten in einer wilden Canyonlandschaft oder auf einem der schönen Plätze in einem der kleinen Orte, die wir durchquerten. Der erste Tag “on the road” führte uns nach Cafayate, ein berühmtes Weinanbaugebiet Argentiniens. Und natürlich mussten auch wir erst einmal den heimischen Wein in zwei Bodegas testen. Abends gab es dann zur großen Freude von Veit ein Asado (Grillabend) in unserem Hostel. Dies bedeutetet Unmengen an Fleisch und gute Gespräche mit netten Leuten aus der ganzen Welt. Besonders beeindruckt haben uns zwei Belgier, die mit ihren drei Kindern für ein Jahr durch Südamerika reisen, um dort den Platz zu finden, an dem sie leben wollen. Hut ab! Ich finde es oft anstrengend genug die ganze Reiserei für uns zwei zu organisieren…

Am nächsten Morgen machten wir uns schweren Herzens und mit schwerem Kopf von dem ganzen Wein wieder auf den Weg. Inzwischen hatten wir aber Zuwachs bekommen. Wir haben Sara, eine Amerikanerin, mitgenommen. Sie wollte auch nach Cachi, unserem nächsten Ziel, und dorthin gibt es keinen öffentlichen Nachverkehr. Der Weg führte uns über eine Schotterpiste durch traumhafte Landschaften und kleine Orte. Angekommen in Cachi haben wir uns sofort in den Ort verliebt. Hierzu hat insbesondere ein tolles Restaurant beigetragen – Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Wir haben dort das beste Essen seit Monaten bekommen… Völlig beseelt von dem guten Essen führte uns der Weg wieder zurück ins Altiplano. Hierfür mussten wir jedoch erst einmal wieder ein paar ungeteerte Straßen überwinden (Anm. der Redaktion: Unter anderem standen wir plötzlich unverrichteter Dinge auf einer Bergstraße, da ein Erdrutsch die Straße unpassierbar gemacht hat. Die Umleitung ging dann im Tal durch das größtenteils trockene Flussbett).   Angekommen in San Antonio de los Cobres fühlten wir uns wieder wie in Bolivien. Wir wurden quasi auf der Straße von dem Sohn eines Hostelbesitzers aufgelesen. Dieser machte sich gleich mit einem Begrüßungskaffee und Kuchen bei uns beliebt und wir genossen die Gastfreundschaft dieser kleinen Familienpension sehr. Zurück nach Salta ging es über eine wahnsinnige Passstraße, auf der uns ein LKW-Fahrer fast umgebracht hätte (als er die Kehre mit seinem Anhänger schnitt), und über Salzwüsten, bunte Berge und Eifel-ähnliche Mittelgebirgslandschaften. Und dann war’s auch schon wieder vorbei mit der Bewegungsfreiheit, das Auto musste abgegeben werden und wir sind wieder auf öffentliche Verkehrsmittel und auf unsere Füße angewiesen.

Da uns der Wein in Salta und Umgebung so gut geschmeckt hat, sind wir gleich in die nächste Weinregion nach Mendoza gefahren. Hier haben wir eine Fahrradtour von Bodega zu Bodega gemacht und dabei köstliche Weine und verrückte Weingutbesitzer kennengelernt.

Argentinien hat uns übrigens ein wenig faul gemacht. Alles ist hier wieder ein bisschen leichter und einfacher zu erledigen und zu organisieren, der Wein und das Essen schmecken super (Magenprobleme gibt es nicht mehr), die Menschen sind superfreundlich (der Bolivianer an sich hat nicht so gerne gelacht und die Freundlichkeit war auch noch ausbaufähig). Das alles fühlt sich für uns gerade sehr nach Urlaub an und wir genießen es. Ach Argentina: nos encanta!!!!



Wüste? Salzwüste? Geysire? Brodelnde Schwefelquellen? (Semiaktive) Vulkane? Mondtäler und Sandborden?

18 10 2010

Salar de Uyuni, 08.10. – 10.10.2010; San Pedro de Atacama 10.10.-12.10.2010 (Veit)

Ich wusste nicht genau, was ich mir darunter vorstellen sollte und ob es einfach nur eine nette Tour durch eine Wüste mit karger, bizarrer Landschaft, Felsformationen und endlosen Salzebenen wird. Jetzt im Nachhinein, kann ich für mich sagen, dass diese 3-5 Tage mit Abstand die tollsten Eindrücke hinterlassen haben und ich mir vorher nicht vorstellen konnte, was für spektakuläre Orte unsere Welt gerade hier in Bolivien und Chile bietet. Es fehlen mir schlicht die Mittel oder einfach auch nur die Adjektive und Metaphern um alles zu beschreiben, daher hoffe ich, dass die Bilder teilweise diese Panorama wiedergeben können.

Unsere 3-tägige Tour von Uyuni mit Ziel San Pedro de Atacama in Chile sollten wir mal wieder mit unserem Lieblingsreisepärchen, Kevin und Kristin, verbringen. Da wir vorher schon hörten, dass es anscheinend nur schlechte Touranbieter (80 an der Zahl in Uyuni) für diese Tour gibt, hätten wir nicht überrascht sein sollen, als wir am Tag unserer Abfahrt mit sieben Touristen (Kevin, Kristin, Ana aus Spanien und Mette und Christian aus Dänemark) aber nur mit einem Jeep  vor unserem präferierten Reiseveranstalter standen. Das wurde uns noch ein Tag vorher anders verkauft und obwohl wir gefühlt eine Stunde diskutierten, schimpften und auf den Chef der Agentur einredeten, mussten wir wohl oder Übel und mit einem schlechten Gefühl und Wut im Bauch mit sieben Leidensgenossen und einem auch noch schlechtgelaunten Fahrer/Guide starten. Am ersten Tag stand hauptsächlich die Salar de Uyuni im Vordergrund und so besuchten wir ein Salzhotel und mehrere sehenswerte Orte, die uns spektakuläre Fotopanorama boten.

Nach einer guten Nacht in einem Salzhotel, standen am zweiten Tag die farbenreichen Lagunen  und die pinken Flamingos auf dem Programm. Die Nacht sollte diesmal in einer einfachen Unterkunft im Schlafsaal bei sechs Grad Raumtemperatur verbracht werden. Wir befürchteten eher Minustemperaturen und so starteten wir schon gegen 17 Uhr mit unserem Aufwärmprogramm aus Tee mit viel Rum und im Laufe des Abends mit weiteren vier Flaschen Rotwein. So sollte auch in dieser Nacht keiner frieren, jedoch war das Aufstehen um 04.00 Uhr morgens alles andere als angenehm, insbesondere sollten wir unsere Badehosen bzw. Bikinis anziehen, um später am Morgen in den versprochenen heißen Quellen zu baden. Manchmal fragt man sich schon, was man um 05:30 Uhr morgens mit sieben anderen Touristen auf 4800m Höhe bei –10 Grad in der bolivianischen Wüste  mit einer Badehose und einer langen Unterhose etc. darüber macht??? Nun gut, vielleicht muss man ein bisschen verrückt sein, aber es hat sich gelohnt, denn die Geysire und brodelnden Schwefelfelder, die wir bei Sonnenaufgang sehen durften, werden unvergessliche Erlebnisse und Eindrücke bleiben. Als zusätzliche Belohnung ging es nach kurzer Fahrt zu den heißen Quellen (35 Grad, aber gefühlt waren es mehr) die sich dampfend über eine Ebene verteilten. Im Hintergrund die bizarre Berglandschaft und Vulkane, die sich bei langsam aufgehender Sonne spiegelten. Viel schöner geht es nicht. Das besondere sind die ausdrucksstarken Farben und Farbzusammenspiele. Da liegt die “Laguna Verde” mit Ihrem tiefgrünen Wasser vor uns. Die pinken Flamingos spiegeln sich genauso in diesem Grün, wie im Hintergrund die rotbraunen schroffen Felsformationen und Vulkanberge. Abgerundet wird dieses Farbenspiel durch den blausten Himmel, den ich je gesehen haben.

Die Tour endete mit der zusätzlichen beeindruckenden “Salvador de Dali Wüste”, der “Laguna Verde” und den Grenzübergang nach Chile mit der anschließenden Fahrt nach San Pedro der Atacama in der Atacama Wüste.

Hier stand am nächsten Tag Sandboarding im Todestal “Valle del Muerto” und der Sonnenuntergang im Mondtal “Valle de la Luna” auf dem Programm. Auch wenn ich das erste Mal auf dem Sand(Snow)board stand und Meike anfängliche Zweifel hatte, machte das Sandboarden riesen Spaß und wir sind froh, dass wir es ausprobiert haben. Die Bilder vom Sonnenuntergang im Vale de la Luna sollten für sich sprechen.

Chile ist teuer, das wussten wir, aber San Pedro ist wohl noch mal ein bisschen teurer. Dafür ist Chile auch sauberer, gepflegter, moderner, westlicher und die Leute sind serviceorientierter und gefühlt freundlicher. Aber das werden wir genauer erst später rausfinden denn nach zwei Tagen hier ging es schon wieder weiter nach Argentinien (Salta).