Fahrradtour in die Dschungelhölle

13 10 2010

Sorata nach Rurrenabaque (27.09. – 05.10.2010) Meike

 

Rurrenabaque anzeigen

Vorgeplänkel:

Manchmal muss man auf Reisen zu zweit auch Kompromisse eingehen. Waren der Santa Cruz Treck und Ciudad Perdida eher auf meinen Mist gewachsen, wollte Veit in Bolivien gerne eine kombinierte Mountainbike-/Bootstour in den Dschungel machen. Und so hieß es für mich: Mitgehangen, mitgefangen; auch wenn Mountainbiken nicht unbedingt ganz oben auf meiner must-do-Liste steht. Es hätte auch so schön sein können: zwei Tage bergab Fahrrad fahren und dann drei Tage mit dem Boot in den Dschungel. So in etwa hörte sich der Weg von Sorata nach Rurrenabaque zunächst einmal an. Das es nicht ganz so bequem werden würde, war schon klar, wenn man bedenkt, dass wir etwa 4.000 Höhenmeter bergab und insgesamt ca. 140 km mit dem Fahrrad zurücklegen sollten, und dass sowohl unsere Mountainbike Tour als auch unsere Bootsfahrt durch sehr abgelegene Gebiete führen sollte.

Zunächst einmal mussten wir aber zum Startpunkt der Tour, dem Bergdorf Sorata, gelangen.. Dies bedeutete für uns erst einmal von La Paz per Minibus nach Sorata zu fahren. Für mich bedeutet es ca. vier Stunden eingequetscht zwischen Fahrer und einem anderen Mann (ein anderer Platz war natürlich zufälligerweise nicht mehr frei), die größte Freude daran hatten mich Gringa mit Fragen über alles zu löchern (Wie viel ich verdiene? Warum Veit und ich noch keine Kinder haben? Ob ich die Pille nehme?…vornehme Zurückhaltung wird hier groß geschrieben). Dafür haben sie dann auch extra Fotostopps für mich eingelegt und alle im Bus mussten halt mal warten bis Meike ihre Fotos gemacht hatte.

Kapitel 1: Fahrradtour und Krämpfe in den Händen

In Sorata angekommen bekam ich den ersten Schock als ich unsere zwei Mitfahrer für die beiden Mountainbiketage kennenlernte. Marco und Stefan aus der Schweiz: beide mehr oder weniger Mountainbikeprofis. Ich hatte da mehr so auf ein paar ängstliche Mädels wie mich gehofft. Die beiden waren zunächst einmal – glaube ich – auch nicht so begeistert uns als Reisegefährten zu haben. Nach dem ersten halben Tag haben wir aber ein gutes Team abgegeben und die beiden haben uns sogar für unsere angeblich nicht so schlechten Fahrkünste gelobt.

Am nächsten Morgen ging es dann los. Zunächst wurden wir von unsrem bekloppten – und unserer Meinung nach noch betrunkenen – Jeepfahrer (Anm. der Redaktion: Er wurde dabei beobachtet, wie er sich während einer Pause übergab) auf über 4.000 Meter hoch gefahren. Und dann ging es auf’s Mountainbike…. über eine alte Jeepstraße (wobei Straße hier übertrieben ist, richtiger ist Schotterpiste) ging es abwärts. Schon nach kurzer Zeit durften Veit und ich feststellen, dass auch bergabfahren anstrengend sein kann und uns brannten Arm-/Hand- und Beinmuskeln. Unsern Schweizern war die Fahrt natürlich nicht aufregend genug und sie suchten sich immer wieder Wege abseits der Schotterpiste. Als es dann am Ende auch noch ca. 10 km bergauf gehen sollte, haben Veit und ich uns bequem in den Jeep gesetzt und den ambitionierten Schweizern beim Trampeln zugeschaut. Wir waren so schon fertig genug. Der Tag endete mit einer Dusche im Wasserfall und einer Nacht in einem sehr einfachen Hotel (Zitat Stefan: Wie es gibt keine Dusche im Zimmer? Er wollte mir auch nicht wirklich glauben als ich ihm versuchte klar zu machen, dass wir im Dschungel noch nicht einmal ein Klo haben werden.) Die Landschaft und die Ausblicke am ersten Mountainbiketag waren spektakulär und nachdem mir der erste Tag ein wenig die Angst genommen hatte, freute ich mich auch auf den zweiten Tag.

Die Nacht war schnell vorbei und so saßen wir für unsere armen Muskeln viel zu schnell wieder auf dem Mountainbike. An diesem Tag ging es auch noch ordentlich bergauf. Bei ca. 40 Grad und viel Staub auf der Schotterpiste war mein Kopf kurz vorm Platzen. Aber ich habe es – wenn auch mit einer kleinen Jeepunterbrechung – überlebt und in unserem Hostel angekommen wartete unser Guide mit einem kalten Bier als Belohnung auf uns. Die zweite Nacht verbrachten wir dann in einer etwas besseren Unterkunft und nach ein paar Bier in der lokalen Kneipe erschien uns die Unterkunft richtig gut. Stefan versuchte unterwegs immer wieder Desinfektionsspray für die nicht vorhandenen Toiletten im Dschungel zu kaufen. Natürlich führte die Suche im bolivischen Hinterland nicht zum Erfolg.

Kapitel 2: Bootstour oder Dschungelhölle

Nach den Strapazen auf dem Mountainbike freuten wir uns auf die nächsten erholsamen Tage im Boot.  Erst einmal mussten wir vier Mountainbiker aber in dem Ort, in dem es per Boot weitergehen sollte, auf die acht anderen Bootsausflugsteilnehmer warten. Die Pause wurde dafür genutzt sich mit einer Eisbox und genügend Bier einzudecken, um auch jedem Vorurteil des typischen Deutschen gerecht zu werden. Irgendwann kamen dann auch die anderen hinzu, u. a. unsere kanadischen Freunde Kristin und Kevin. So konnte die Bootsfahrt losgehen. Der Fahrtwind und die netten Gespräche machten dann auch die Hitze erträglicher.

An unserem Zeltplatz angekommen, konnte erst einmal ein erfrischendes Bad in einem Fluss genommen werden; wobei die Erfrischung bei den Temperaturen nicht lange anhielt. Zudem mussten wir lange Sachen anziehen, da es von Moskitos und Sandmücken nur so wimmelte. Dann wurden die Zelte aufgebaut und es startete der Versuch möglichst wenig Ungeziefer in das eigene Zelt zu bekommen. Dies war angesichts der etwas ramponierten Zelte nicht so einfach. Noch schwerer war das Schlafen in den heißen, stickigen Zelten – dies veranlasste Kristin zu der Aussage “that is my hell” (das ist meine Hölle) und Kevin musste einige Überzeugungsarbeit leisten, um sie davon überzeugen, dass Hölle etwas viel Schlimmeres ist. (siehe auch den Blog von Kevin und Kristen)

Na ja, als dann endlich das Morgengrauen kam und wir die Zelte nach einer nicht so entspannten Nacht verlassen konnten, waren die Strapazen der Nacht schnell vergessen und nach einer Wasserfalldusche konnten alle die Landschaft vom Boot aus genießen. Außerdem konnten wir Affen beobachten und bei einer Wanderung durch den Dschungel so einiges über die örtliche Flora und Fauna lernen. Mittagessen wurde übrigens auf dem Schiff serviert. Respekt an die Köchin. Beim Abendessen musste Kristin dann noch einmal leiden, weil in ihrer Pasta eine riesige Kakerlake war. Das lässt sich beim Freiluftkochen nicht ganz verhindern, unschön war es trotzdem.  Auch diese Nacht wurde wieder heiß und das sorgt nicht gerade für Frieden im Zelt…

Aber auch diese unfriedliche Nacht ging irgendwann vorbei und wir starteten den Tag mit einer anstrengenden Wanderung durch den Dschungel. Kaum zurück im Boot, setzte ein monsunartiger Regen ein und die Luft kühle abrupt ab. Ja, das hatten wir uns vorher gewünscht, aber jetzt war es plötzlich zu kalt. Veit und ich hatten klugerweise unsere Regenjacken und warmen Sachen in unseren großen Rucksäcken, die im Boot so verstaut waren, dass wir nicht dran kamen. Und so mussten wir auf den folgenden vier Stunden Bootsfahrt lernen, dass man auch im Dschungel ordentlich frieren kann.  Als wir dann im strömenden Regen in Rurrenabaque ankamen, musste ich erst einmal feststellen, dass die Bootsleute meinen großen Rucksack so im Boot verstaut hatten, dass er trotz Regenhülle komplett nass geworden war. Jetzt musste Veit mir beibringen, dass das nicht das Ende der Welt ist…. (Veit und Kevin sind in der Hinsicht Leidensgenossen geworden, aber Kristin und ich haben es auch nicht immer leicht.)

Insgesamt war es eine spannende Zeit, wir haben viel vom bolivianischen Hinterland gesehen. Leider gehört dazu auch viel Umweltverschmutzung, Brandrodung und weitere nicht so schöne Sachen. Aber dazu werde ich wahrscheinlich noch einmal einen weiteren Blogeintrag schreiben.

Nach diesem abenteuerlichen Weg nach Rurrenabaque haben wir uns auf in die Pampa gemacht. Dort konnten wir dann Alligatoren, Kaimane, pinke Flussdelphine (ein Mädchentraum), Affen, Schildkröten usw. beobachten.

Nachgeplänkel: Lessons Learned im Dschungel:

  • Auch bergab Fahrrad fahren ist anstrengend.
  • Man kann von permanenten Bremsen Krämpfe in den Händen bekommen.
  • Zelten bei 40 Grad im Dschungel ist (fast) die Hölle.
  • Sandmücken sind so hinterhältig, dass sie einen sogar in den Po beißen, wenn man mal die Dschungel-Toilette besuchen muss.
  • Auch im Dschungel kann man frieren. Ich musste an den zwei kalten Tagen in der Pampa übrigens in meiner Skiunterwäsche schlafen.
  • Mountainbiking wird nicht mein neuer Lieblingssport. Ich bin dann doch eher der Wandertyp.


Zwei, die sich aufmachten Peru zu verlassen oder was heißt eigentlich “paro”?

27 09 2010

22.09.2010-24.2010 (Veit)

Die unangenehme und ärgerliche Überraschung kam dann als wir spät abends vom Machu Picchu nach einer langen Zug- und Busfahrt wieder in Cusco ankamen. Der Plan war direkt am nächsten Morgen einen Bus nach Puno und weiter nach Bolivien zum Titicacasee zu nehmen. Am Busterminal erfuhren wir dann von unserer präferierten Busgesellschaft, dass der nächste Bus erst Donnerstag fahren soll, obwohl es eine tägliche Verbindung geben sollte. Dabei erwähnte die nette Frau immer das Wort “paro”. Wie auch immer dachte ich mir, wenn diese Busgesellschaft nicht will und nicht fährt, die Konkurrenz wird uns schon mitnehmen, aber auch dort wurden wir eines Besseren belehrt und wieder wurde das Wort “paro” gerufen. Auf meine Nachfrage “Que significa paro?”, reichten meine bzw. unsere Spanischkenntnisse zunächst nicht aus, um es zu verstehen, aber nach dem 3. Busunternehmen und den genervten Reisenden im Busterminal wurde auch uns schnell klar, dass es sich um einen zwei Tage dauernden Streik, der alle Umgebungs- und Zufahrtstraßen um Cusco betraf, handelte. Wir waren ziemlich angenervt und hatten wahrscheinlich die schlechteste Laune seit wir in Südamerika sind. Hatten wir doch schon genug Zeit in Huaraz verloren, und wollten wir eigentlich schnellstmöglich aus Cusco verschwinden, die Touristenmassen hinter uns lassen und freuten uns auf Bolivien. Aus lauter Verzweiflung versuchten wir am nächsten Tag trotz Streiks, Demonstrationen und Barrikaden ein Busunternehmen oder eine Möglichkeit zu finden Cusco Richtung Puno zu verlassen. Es fuhren noch nicht einmal Taxis vormittags und so informierten wir uns zuerst bei lokalen Reiseagenturen über die Möglichkeit einen Privattransport zu organisieren, der evtl. über selten befahrene Straßen, alle Blockaden umgehen und uns nach Puno bringen könnte. Jedoch verwarfen wir diese Möglichkeit nachdem uns die Touriinfo von solchen Überlegungen abgeraten hatte. Doch wir wollten nicht aufgeben und gingen zum lokalen Busbahnhof und fanden drei Busunternehmen, die glaubhaft versicherten, dass ein Nachtbus nach Puno noch am gleichen Tag fahren sollte. Alle anderen vielleicht 20 Unternehmen sagten uns allerdings, dass der Streik andauert und kein Bus ihres Unternehmens fahren würde. Wider besseren Wissens, und weil wir wirklich weiter wollten und gar keine Lust hatten länger als nötig in Cusco zu bleiben, buchten wir zwei Tickets um 22 Uhr von Cusco nach Copocabana über Puno.

Damit sollten wir auch ein weiteres Abenteuer gebucht haben…

Zuerst lief alles noch halbwegs normal. Der Bus fuhr leicht verspätet los, unsere Sitze waren nicht so komfortabel und der Bus roch unangenehm, aber das war uns anfangs relativ egal. Nach einer sehr langsamen Fahrt mit vielen Unterbrechungen sollte dann jedoch gegen 01:45 Uhr endgültig Schluss sein. Der Bus hielt, der Motor wurde abgestellt und wir waren irgendwo im Nirgendwo auf einer Straße in einem Ort blockiert durch zahlreiche LKWs und Busse, die auch nicht weiter konnten. Das Ausmaß des ganzen haben wir dann festgestellt als es dämmerte und wir das erste Mal den mittlerweile stinkenden Bus verließen und die Straße an den teilweise verlassenen Bussen und LKWs entlang gingen bis zur Blockade. Diese bestand aus riesigen Geröllsteinen, brennenden Autoreifen und einem Menschenauflauf, bei dem man sich nicht sicher sein konnte, ob er friedlich oder gewalttätig sein würde.

Nach weiteren 2-3 Stunden im Bus und einer Mischung aus Verzweiflung, Frustration und Aufgabe, ohne jeglichem Informationsfluss wie es weiter gehen sollte, versammelte sich vor unserem Bus eine kleine Gruppe Touristen, die sich ihr Gepäck aus dem Bus geben lassen hatten und entschlossen war die Blockaden und Barrikaden zu Fuß zu überwinden; mit der Hoffnung, aber ohne jeglicher Gewissheit, einen Weitertransport hinter den Barrieren zu finden. Spontan und entschlossen, lieber zu handeln als die nächsten 24 Stunden oder länger in diesem Bus in diesem Ort auf dieser Straße zu verbringen, schlossen wir uns an. Unsere mutige Gruppe bestand aus 6 Brasilianern/innen, 4 Deutschen (mit uns), 1 englischen Pärchen, 1 osteuropäisches Pärchen, 2 Franzosen, 2 immigrierten amerikanischen Chinesen und 2 Japanern. Es muss ein interessanter Anblick gewesen sein, wie 20, mit Rucksäcken beladene, Touristen durch die Steinblockaden und an den peruanischen Demonstranten vorbei die Straße entlang gingen, um ihr Glück dahinter zu finden. Es lief alles friedlich und unkompliziert ab. Wir wurden weder aufgehalten noch angefeindet und so wurde die ganze Aktion zu einem gemeinsamen Erlebnis. Wir unterhielten uns mit den immigrierten Chinesen aus Kalifornien, mit den 2 Deutschen und den super netten Brasilianern. Nach ca. einer Stunde stetigen Wanderns entlang der Straße wurden wir schon von freundlichen Peruanern empfangen, die uns einen Weitertransport anboten.

001 El Paro 002 El Paro 003 El Paro 006 El Paro

 

Dieser sollte ein Bus sein und uns zuerst alle für 15 Soles (4 €) pro Person nach Puno bringen. Das hörte sich verlockend an und nach weiteren 20 Minuten stand dann auch der Bus an einer Tankstelle. Jedoch sollte der Preis von 15 Soles pro Person nur gelten, wenn der Bus komplett voll war. Unser brasilianischer Verhandlungsführer überzeugte dann den Fahrer und zahlreichend anscheinend dazugehörende Peruaner, dass sie froh sein sollten, dass wir 20 Leute zusammen sind, und dass wir bereit wären 20 Soles pro Person zu zahlen, wenn der Bus sofort losfahren würde. Nach einigen Telefonaten (wahrscheinlich mit dem Chef des Ganzen), sollten wir 25 Soles pro Person zahlen. Die Macht, das Monopol und unsere Verzweiflung waren auf der Seite des peruanischen Busunternehmens. Aber nicht mit unseren Brasilianern. Nach einer kurzen internen Besprechung zogen alle 20 Mann unserer Gruppe entschlossen ihre Rucksäcke wieder an und deutenden an geschlossen weiter zu laufen. Diese sehr entschlossene Aktion schien unser peruanisches Monopol doch zu beeindrucken und so einigte man sich doch auf 20 Soles (ca. 6 EUR) pro Person.

Natürlich sammelte der Bus bei jeder Gelegenheit weitere Einheimische zahlende Kundschaft auf, aber so ist das und es war uns egal; es ging weiter. Wir kamen auch noch rechtzeitig in Puno an, um den letzen Anschlussbus nach Bolivien zu bekommen, da die bolivianische Grenze um 18.30 peruanischer Zeit schließt und bis dahin alle Einreiseformalitäten geklärt sein mussten. So schafften wir es tatsächlich noch am selben Tag Peru zu verlassen, nach Bolivien einzureichen und an einem Ort wo viele von euch sicher schon mal hinwollten, zu gelangen; nämlich Copacabana :-)!

Der bolivianische Ort liegt wunderschön am Titicacasee, hat einen tollen Strand, nette Restaurants und Hotels und war Ausgangspunkt für unsere 2-Tagestour zur Isla del Sol auf dem Titicacasee. Zu allererst haben wir es uns aber gut gehen lassen und uns ein tolles Abendessen mit Pisco Sour, Rotwein, Filet Mignon (Veit) und Salat & Gemüselasagne (Meike) gegönnt. Zudem trafen wir das kanadisches Pärchen aus Kolumbien wieder (wir hatten die ganze Zeit email Kontakt und hatten gehofft sie noch in Copacabana anzutreffen) und so sollte es am nächsten Morgen gemeinsam auf die Isla del Sol gehen. Dort ging es in einer wunderschönen Wanderung sieben Stunden über die Insel und wir kamen rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang wieder zurück, um die wohlverdienten Bierchen bei einem herrlichen Ausblick auf den Titicacasee zu trinken. Die zwei Tage mit unseren kanadischen Freunden und vor allem der Titicacasee, die Bolivianer und die Landschaft auf durchschnittlich 4000m Höhe waren wunderschön. Nun soll es erst mal weiter gehen nach La Paz und dann wohl Richtung Amazonas Dschungel und in die bolivianische Pampa. Uns geht es wieder hervorragend. Viele Grüße nach Hause an euch alle und Respekt an alle, die es bis hierhin durchgehalten haben, diese zwei Berichte zu lesen 🙂 (Anm. d. Red.: Veit war ein wenig im Schreibrausch.)

Nachtrag: 27.09.2010: Mittlerweile sind wir in La Paz und morgen startet unsere 5 Tages-Action-und Abenteuertour von Sorata nach Rurrenabaque. Alle Infos zu dieser Tour von den Anden bis in den Amazonasdschungel findet Ihr hier:

http://www.andeanepics.com/index.php?accion=viewpa&s=148

Direkt im Anschluss werden wir wahrscheinlich noch eine 3 Tages Pampatour von Rurrenabaque ausmachen auf der wir unter anderem wohl mit rosa Flussdelfinen schwimmen sollen aber auch Piranhas angeln dürfen 🙂 Also der nächste Bericht wird sicher spannend aber kann ein bisschen dauern…



Machu Picchu: Zwischen magischem Moment und Massentourismus

26 09 2010

18.09.2010 –21.09.2010 (Veit)

Nach unserem unfreiwilligen längerem Aufenthalt in Huaraz (Cordillera Blanca) haben wir uns zu einem Kurzaufenthalt von sechs Stunden in Lima entschieden. Der acht Stunden Nachtbus von Huaraz erreichte Lima um 07.00 Uhr morgens und wir checkten unsere großen Rucksäcke sofort ein, in den 21-Stunden-Bus von Lima nach Cusco. Danach ging es per Taxi nach Miraflores, dem modernen Business und Shopping Stadtteil Lima’s, der wunderschön direkt an der Küste liegt. Dort vertraten wir uns die Beine an der Strandpromenade, beobachten die zahlreichen Surfer, frühstückten und genossen unseren Kurzaufenthalt. Die Busfahrt nach Cusco war trotz 21 Stunden angenehm, denn wir hatten wieder die VIP Cruzero Suite Plätze gebucht, die extrabreite 165 Grad verstellbare Sitze, ein eigenes Audiosystem und Bordservice inklusive Abendessen, Frühstück und Getränke beinhaltete, so dass man es doch gut aushalten konnte.

In Cusco wurden wir von unserem Hostelbesitzer abgeholt und wir fühlten uns sofort Willkommen und zu Hause im Hostal “HomeSweetHome” :-).

Nachdem die Plätze für einen der limitierten 500 Plätze für den legendären 4-Tages Inkatrail zum Machu Picchu über Monate hinweg ausgebucht waren und wir auch nicht wirklich Lust auf einen der überteuerten Alternativtrecks hatten, entschieden wir uns für die abenteuerliche und noch halbwegs als Geheimtipp geltende Route per lokalen Minibus und Trecking zum Machu Picchu bzw. nach Aguas Calientes, dem Ort unterhalb der Inkastätte. Wir waren zwar gewarnt von den Touristenmassen in Cusco, die natürlich in Aguas Calientes gefühlt noch übertroffen wurden (und ja wir gehören auch dazu auch wenn man sich selber gerne glauben lassen will, anders zu sein als der gemeine Tourist). Es ist wohl unvermeidbar, dass Sehenswürdigkeiten und Attraktionen wie der Machu Picchu kein romantischer Ort und kommerzialisiert sind und alle Anforderungen und Wünsche der Touristen erfüllen. Darunter leidet nicht nur diese wunderbare Inkastätte (durch die Menge der Besucher sinkt die Inkastätte mehr und mehr ab und die Gefahr von Erdrutschen steigt), die Natur und Umwelt, auch werden viele Träger (die auf den Mehrtagestrecks oft über 20kg Gepäck und Ausrüstung für die Touristen tragen) ausgenutzt. Natürlich tragen auch wir irgendwie zu der Gesamtsituation bei, trotzdem waren wir froh, dem allgemeinen Touristenstrom zu entfliehen und uns in wahrsten Sinne des Wortes von Hinten und auf eigene Faust für kleines Geld dem Machu Picchu zu  nähern. Die 4-stündige Busfahrt durch abgelegene Täler der Anden und eine weitere sehenswerte Passüberquerung führte unseren Minibus (8 Personen) nach Santa Maria und Santa Teresa, wo wir übernachteten. Von dort ging es am nächsten Tag entlang der Bahnschienen und dem Flussbett, umzingelt von gewaltigen Bergflanken, bis nach Aguas Calientes. Wir wurden sogar schon mit einem Blick auf den Machu Picchu belohnt.

In Aguas Calientes fanden wir schnell unsere Unterkunft und mussten uns von nun an den Zwängen des Massentourismus ergeben, mit überpreisten Restaurants bzw. schlechtem Essen, Schlangen an den Ticketschaltern für die Zugtickets zurück nach Cusco, den Eintrittskarten für Machu Picchu und dem Shuttlebus, der uns am nächsten Morgen als einer der Ersten um 05:30 Uhr, zum Eingang befördern sollte. Eigentlich wollten wir diese 7$ Busfahrt vermeiden und den steilen Aufstieg in ungefähr eine Stunde erwandern, doch wurde seit neuestem der Aufstieg erst ab 5.00 Uhr morgens gestattet und so wären wir total verschwitzt doch erst nach den ersten Bussen angekommen und hätten somit vielleicht die Gelegenheit verpasst Machu Picchu als einer der Ersten zu sehen und zu fotografieren, ohne dass Tausende Besucher auf den Bildern zu sehen sind. Das Problem daran war nur, dass wir bei Weitem nicht die einzigen waren, die den ersten Bus nehmen und die ersten sein wollten und somit ergaben wir uns und wurden teil des Wahnsinns, in dem wir um 03.45 Uhr an der Bushaltestelle standen und auf den Bus um 05:30 Uhr zu warten (und wir waren nicht die Ersten, ungefähr 20 andere Bekloppte waren schon vor uns da und bildeten eine Schlange). Ich glaube es bis jetzt nicht, dass ich bzw. wir diesen Wahnsinn mitgemacht haben, aber immerhin hat es sich gelohnt. Der Anblick des Machu Picchu und der unglaublichen Umgebung kurz nach Sonnenaufgang, wenn alles noch ruhig und einsam da liegt, ließ uns diesen Moment und diesen Platz als wirklich magischen Ort erscheinen. Außerdem hatten wir als einer der ersten 400 Besucher das Privileg den Huayna Picchu besteigen zu dürfen. Dieser Berg überragt Machu Picchu, erfordert einen extrem steilen Aufstieg und bietet dafür weitere Inkastätten und einmalige Ausblicke auf Machu Picchu. Das war auf jeden Fall ein weiteres Highlight und ist absolut zu empfehlen. Wir haben unseren Aufenthalt trotz aller Mühen und Strapazen absolut genossen.