Halbzeit oder hasta luego Südamerika

12 01 2011

Sechs Monate sind wir nun schon unterwegs. Das bedeutet auch Halbzeit für uns. Momentan ein trauriger Gedanke, denn wir sind noch überhaupt nicht reisemüde und die Hälfte der Reise soll schon vorbei sein?! Manchmal können wir gar nicht glauben, dass wir schon sechs Monate um die Welt ziehen. Wenn wir dann aber feststellen, was wir in dieser Zeit alles schon gesehen haben, dann haben wir das Gefühl, dass wir eigentlich schon viel länger unterwegs sein müssen.

Wir haben uns bewusst relativ viel Zeit für Südamerika genommen und wurden nicht enttäuscht. Wir haben so viele tolle, freundliche Menschen getroffen und Erlebnisse gehabt. Die ganzen Eindrücke sind mittlerweile nur noch schwer zu ordnen. So viel uns das Festlegen auf ein paar Highlights pro Land auch sehr schwer. Irgendwie können wir uns nur an tolle Sachen erinnern. Lowlights gab es wenige. Wir haben uns dann im Folgenden aber doch auf ein paar Höhepunkte pro Land festgelegt.

Kolumbien:

  • Trecking zur “Verlorenen Stadt” (Ciudad Perdida)
  • Die Kaffeezone mit den tollen Landschaften und wahnsinnig netten Menschen

Ecuador

  • Spanisch lernen in unser verrückten Familie in Quito
  • Rafting und Trecking in Banos

Peru

  • Santa Cruz Treck in den Corderilla Blanca
  • Macchu Picchu

Bolivien

  • Isla del Sol, Titikakasee
  • Mountainbike und Bootstour in den Dschungel
  • Pampa Tour mit pinken Flussdelfinen und tausenden Alligatoren und Krokodilen
  • Salzwüste, Geysire, surreale Landschaften in der Salar de Uyuni und Umgebung

Argentinien und Chile

  • Wein und Steak in Salta und Mendoza
  • Wale, Pinguine, Seelöwen, Seeelefanten, Gletscher, Lagunen und Bergseen in Patagonien
  • Wandern im Torres del Paine Nationalpark
  • Besteigung des aktiven Vulkanes “Villarica” und anschließender Rutschpartie vom schneebedeckten Vulkangipfel

Neben diesen Highlights waren es aber auch oft die kleinen Momente und Begegnungen, die uns glücklich und diese Reise so wertvoll machen:

  • Die erste warme Nacht in Salta nach einer langen Zeit in den Anden, die wir gemütlich mit einem Cocktail auf dem belebten Marktplatz verbringen.
  • Die vielen netten Menschen, die uns geduldig auf einfachem Spanisch den Weg – oder nach was wir sonst so gefragt haben – erklären. Die Menschen, die sich freuen, dass wir ihr Land bereisen und neugierig sind, wie das Leben im fernen Deutschland so abläuft.
  • Morgens aufwachen und noch nicht wissen, welches Erlebnis der Tag so bringen wird.
  • Frische Früchte oder Obstsäfte direkt auf dem Markt oder an einem Straßenstand genießen.
  • Zeit und Raum verlieren: Welcher Tag ist heute noch einmal?
  • Bei Sonnenschein auf einer tollen Wanderung den Ausblick genießen.
  • Leckere, neue Gerichte oder Getränke ausprobieren….

Darüber hinaus haben wir auch den Besuch aus Deutschland (Christoph und Marianne und Klaus) und die gemeinsame Zeit sehr genossen.

Eigentlich ist es auch schade jetzt schon zurück zu blicken, denn es liegt ja noch soviel vor uns und deswegen genießen wir nun erst einmal Neuseeland und freuen uns auf alles, was uns in dem kommenden halben Jahr so erwartet.

Dazu gibt es noch ein bisschen Statistik (Veit lässt die Arbeit doch nicht ganz los):

  • 36 Tage in Ecuador und 9 unterschiedliche Unterkünfte*
  • 27 Tage in Kolumbien und 7 unterschiedliche Unterkünfte*
  • 20 Tage in Peru und 5 unterschiedliche Unterkünfte*
  • 19 Tage in Bolivien und 10 unterschiedliche Unterkünfte*
  • 42 Tage in Argentinien und 13 unterschiedliche Unterkünfte*
  • 36 Tage in Chile und 15 unterschiedliche Unterkünfte*

      * (ohne Zelt-und Hängemattenübernachtungen)

  • 6 Mal nach Chile und nach Argentinien eingereist
  • 6 Hauptstädte besucht unter anderem die höchste der Welt (La Paz, Bolivien)
  • ca. 260 Stunden (oder fast 11 Tage) mit dem Bus gefahren (längste Busfahrt von Lima nach Cusco in 21 Stunden) (Anmerkung der Redaktion: Ich habe es nicht nachgerechnet, aber gefühlt waren es mehr als 11 Tage, die wir Bus gefahren sind.)
  • 5 Flüge
  • viele viele Kilometer gewandert (grobe Schätzung 600 km)
  • viel argentinischen und chilenischen Wein getrunken (die genauen Zahlen werden hier geheim gehalten)


Patagonien, die Zweite

29 12 2010

Klaus, 14.12.2010

In der Zeit vom 7. bis 26. Dezember 2010 reisen wir, die Eltern von Meike, gemeinsam mit Meike und Veit durch Chile mit einem Abstecher nach Argentinien. Und wir haben es übernommen, vom ersten Reiseabschnitt, den Magallanes und Südpatagonien, einen Gastbericht zu schreiben.

  • Unsere ersten beiden Urlaubstage haben uns die streikenden spanischen Fluglotsen geklaut, die es nicht zugelassen haben, dass wir mit LAN über Madrid nach Chile reisen. Im dritten Anlauf und mit zwei Tagen Verspätung ging es dann ab Frankfurt mit der Lufthansa nach Sao Paulo und von dort weiter mit der LAN über Santiago de Chile nach Punta Arenas.

  • Am Flughafen wurden wir von Meike und Veit herzlich mit Pisco Sour, dem 20 %-igem chilenischen Nationalgetränk, empfangen. Wir hatten uns seit der Verabschiedung auf dem Flughafen Düsseldorf Anfang Juli d.J. nicht mehr gesehen und es war für uns, die Eltern, selbstverständlich ein tolles Gefühl, rund 20 Flugstunden entfernt am Urlaubsort in Südamerika von den „Kindern“ abgeholt zu werden. Obwohl es 19.00 Uhr war, ging es gleich in den rd. 350 km entfernten Nationalpark Torres del Paine weiter, was auch kein Problem war, da es hier abends bis ca. 23.00 Uhr hell ist und auf den Straßen ohnehin kaum jemand unterwegs ist. Und Veit hatte den Mietwagen schon „eingefahren“. Es war ein Toyota 4 Runner – ein Cayenne-Verschnitt, was sich dann auch an der Tankstelle bemerkbar machte. Es reichte sogar noch für einen Stopp in Puerto Natales, um dort Abend (u.a. Pizza mit Lamm) zu essen.

  • Im Torres del Paine hatte Veit für zwei Nächte ein Ferienhaus gemietet, was zwar klein, aber fein und vor allem warm war. Letzteres war besonders wichtig, denn die Temperaturen betrugen nur max. 5 Grad – bei einer steifen Priese gefühlte minus 5 Grad und dazu zeitweise auch noch Regen. Eben genau so, wie man sich das Wetter im Urlaub nicht vorstellt. Aber neben dem Haus waren auch wir wetterfest (wir wussten ja, was uns in Südpatagonien im Sommer!!! erwartet) und so war dann an den beiden nächsten Tagen die Besichtigung der überwältigenden Landschaften des Nationalparks angesagt. Dazu zählte insbesondere der Gletscher Grey mit dem vorgelagerten Lago Grey und den vielen Eisbergen, die vom Gletscher abbrechen, langsam tauen und tiefblau aus dem milchig trüben Wasser ragen. Und natürlich die vielfältige Flora und Fauna. Abends wurde im Ferienhaus gekocht, wofür Meike und Veit bereits in Punta Arenas Großeinkauf gemacht hatten, denn mit den Einkaufsmöglichkeiten ist es nicht weit her in Region fernab der Zivilisation. Aber, man fährt ja auch nicht zum Shoppen in den Torres del Paine.

  • Vom Torres del Paine ging es am 10. Dezember weiter ins argentinische El Calafate, dem Ausgangspunkt für die Besichtigung des berühmten Gletschers Perito Monreno. Die Straße führt durch rd. 350 km eintönige, aber für uns dennoch interessante, weil zuvor nie erlebte Steppe mit einer spannenden Grenzabfertigung. Hätte Veit die Grenzkette auf argentinischer Seite nicht selber beiseite gemacht, so wären wir vielleicht bis heute noch nicht nach Argentinien eingereist. Bei der Wiedereinreise nach Chile haben es dafür die chilenischen Grenzbeamten genauer genommen, im dem unser gesamtes Gepäck gescannt wurde. In El Calafate gab es dann für Veit und mich abends ein ordentliches argentinisches Steak – Filetsteak – nach deutscher Norm – in Übergröße, auf dem Holzkohlengrill medium gegrillt und dazu natürlich den passenden argentinischen Rotwein. Köstlich! Die Besichtigung des Gletscher Perito Moreno war überwältigend. Der Gletscher ist ca. 4 km breit und 60 m hoch und mündet in dem Lago Argentino, einem der größten Seen Argentiniens. Dem Gletscher kann man sich über Laufstege auf 100 bis 200 m nähern und dabei beobachten, wie immer wieder gigantisch große Eisstücke abbrechen und mit lautem Getöse in den See fallen. Zweieinhalb Stunden wir dem Naturschauspiel zu geschaut.

  • Nach zwei Nächten in El Calafate ging es in einem Rutsch (fast 600 km mit Fahrerwechsel und ohne Ampel, geschweige denn Stau) zurück nach Punta Arenas mit Stippvisite bei einer Pinguin-Kolonie. Es macht schon Spaß, diesen putzigen Tieren bei Ihrem Treiben zu zuschauen. Im Gegensatz zu uns, die wir bei kaltem kräftigem Wind trotz wetterfester Kleidung mächtig gefroren haben, scheinen die Pinguine dieses Klima zu lieben. Wir aber wurden mit einer Sauna in unserem Hostel belohnt. Die kleine freistehende Sauna hatte der Hostel-Besitzer wie die das gesamte aus mehreren Hütten bestehende Hostel selber gebaut – alles aus Holz, was es hier reichlich gibt. Das Abendessen hat uns seine Frau bereitet, denn vor die Tür wollten wir – einmal durch gewärmt – keineswegs mehr.

  • Zu den Magallanes, wo Punta Arenas liegt, schreibt der Reiseführer Lonely Planet: „Kaum zu glauben, dass diese schroffe, vom Wetter gebeutelte Region tatsächlich seit hunderten, wenn nicht tausenden von Jahren besiedelt ist.“ Wie wahr, so unser Eindruck, und wir fragen uns, wie wohl der Winter hier sein mag. Aber, wir wollen ja unseren Alterssitz dort nicht hin verlegen und die erlebten Landschaften sind eben nur in dieser abgeschiedenen Region zu finden.

  • Am Sonntag, dem 12. Dezember, ging es dann mit dem Flugzeug in knapp 2 Flugstunden nach Puerto Montt, ins Seengebiet 1.000 km südlich von Santiago, wofür eine Woche eingeplant haben. Der Ärger über den Streik der spanischen Fluglotsen und die zwei verlorenen Urlaubstage war längst verflogen.



Feliz Navidad!

23 12 2010

Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!! Lasst es euch gut gehen und genießt ein paar schöne Tage im Kreise eurer Lieben.

IMG_5686

Unser Weihnachten wird – wie es sich für ein Weihnachten auf der Südhalbkugel gehört – am Strand gefeiert. Heiligabend werden wir an unserem Ferienhaus grillen und dann am ersten und zweiten Feiertag noch Valparaiso und Santiago erkunden. Dann geht es für meine Eltern schon wieder zurück nach Deutschland und wir werden schweren Herzens Südamerika hinter uns lassen. Silvester feiern wir dann schon in Neuseeland.

Also, noch einmal alles ein wunderschönes, erholsames Weihnachtsfest! Wir schicken euch ein paar Sonnenstrahlen über den Ozean.



“The Double U” (extended version)

10 12 2010

Torres del Paine Nationalpark, 24.11.2010-28.11.2010 (Veit)

Featuring:

“Las Torres del Paine”, “Los Cuernos del Paine”, “El Glaciar Grey” und “la Valle del Francés”,

in den Hauptrollen:

die “Bergziege” Meike           und      “Berg auf ist geil” Veit

04 Torres del Paine IMG_4950

Drehort: Torres del Paine Nationalpark, Chile  (Koordinaten: : 50° 58′ 59″ S, 72° 57′ 59″ W )

Drehbuch: In 5 Tagen und 4 Nächten sollten fast 100 km steiniger Weg zurückgelegt werden. Bepackt und ausgerüstet mit zwei Rucksäcken voller Nahrungsmittel, Campingausrüstung, Schlafsäcken, Isomatte und Zelt, brachte jeder unserer Rucksäcke +/- 10kg auf die Waage. Da wir ja glaubten gut trainiert und informiert zu sein, wurde auch beschlossen sich die 11.000 CLP pro Person für die Katamaranfahrt über den Lago Pehoe zu sparen und dafür 17 km zusätzlich am ersten Tag mit vollem Gepäck zu wandern. Begrüßt wurden wir auf dem flachen ersten Stück vom patagonischen Wind (bei uns würde man ihn Sturm nennen). Dieser blies auch nicht böig sondern eher konstant stark und brutal uns meistens ins Gesicht. Wohin man seinen nächsten Schritt setzte, entschied daher des Öfteren mal der Wind und nicht man selber. Um euch eine Idee zu geben, habe ich dieses kleine Video gedreht. 

 

Nach anstrengenden 5,5 Stunden erreichten wir unseren ersten Campingplatz. Das Zelt wurde schnell und locker aufgebaut und unser erstes Menu wurde zubereitet. Tütensuppe als Vorspeise  und Spaghetti mit Thunfisch und Frischkäse als Hauptgericht (lecker). Die Nachspeise sollte eine 200 gr Tafel dunkler Schokolade sein (von derer wir zu meinem Leidwesen nur zwei Tafeln dabei hatten).

Am nächsten Tag ging es dann, zu früh für mich und zu spät für Meike, um 08:50 Uhr los zum Glaciar Grey eine schöne mit leichter Steigung versehender Wanderung 11 km bis zum Mirador. Auch dieser Gletscher ist in seiner Größe und Schönheit beeindruckend. So etwas findet man in Europa einfach nicht und man muss diese Eismassen mal mit eigenen Augen sehen. Der selbe Weg musste nun wieder zurückgegangen werden. Unser schweres Gepäck hatten wir im Refugio gelassen, doch nun hieß es noch mal weitere 7,6 km oder 2,5 Stunden mit den Rucksäcken bis zum Campamento Italiano laufen. Ein langer harter Tag mit fast 30 km. Der Campingplatz war auch schon fast voll und so blieb uns nur noch ein hartes, leicht abfallendes Plätzchen übrig. Zur Stärkung gab es als Menu Tütensuppe und Kartoffelbrei (für mich dazu eine halbe Salami (125gr) und für Meike nichts 🙁 ). Da mussten die nächsten 100 gr Schokolade im Zelt noch verputzt werden.

 IMG_4812 IMG_4830

Die Nacht regnete und schneite es leicht, so dass es schwer fiel aus dem Bett bzw. Schlafsack zu kommen. Doch es hilf alles nichts. Diesmal wollten wir früh los, um nicht wieder als letzte am nächsten Campingplatz anzukommen. Es ging zuerst ziemlich steil bergauf ins “Valle del Francés”, dem für mich schönsten Teil des Nationalparks. Meike ging wie meistens voran und das Tempo welches Meike vorlegt ist herausfordernd. Christoph kann bestätigen, dass es teilweise schwer fällt, mitzuhalten, oder einmal links und rechts zu schauen und die Landschaft zu genießen. Von mir wird sie dann immer liebevoll “Bergziege” genannt und ich glaube sie mag das nicht wirklich :-). So erreichten wir, glaube ich, als Erste an diesem Tag den Mirador (Aussichtspunkt), doch dabei sollte es nicht bleiben. Es schien noch weiter aufwärts zu gehen, steil aufwärts. Der Weg weg war zwar sichtbar gesperrt und mit Ästen etc. blockiert, aber das wurde schlichtweg ignoriert und zusammen mit einem  franz. Pärchen und einem Amerikaner ging es weitere 200 Höhenmeter aufwärts. Hier war die Aussicht noch beeindruckender und das Wetter spielte auch mit. Sonnenschein und fast freie Rundumsicht. Eine Seltenheit am Ende des Valle del Francés, wie man uns sagte. Bei leicht einsetzenden Schneefall (ja das Wetter ist hier wie schon mehrfach erwähnt unberechenbar und kann sich innerhalb von Minuten ändern) ging es zurück zum Campamento Italiano. Schnell wurde das Zelt abgebaut, der Rucksack gepackt und nach 25 Tageskilometern sind wir dann früh genug am Campingplatz des Refugios Cuernos angelangt, um noch einen halbwegs akzeptablen Platz zu  ergattern. Bei traumhaften Sonnenwetter gab es traumhafte Sicht über den “Lago Nordenskjöld” und auf die “Cuernos del Paine”. Ach ja heute gab es Nudelsuppe (zur Abwechslung) und Spaghetti mit Tomatenpampe.

IMG_4841 IMG_4857

Der vorletzte Tag sollte der härteste und anstrengendste werden. Mit dem kompletten Gepäck ging es letztendlich dann aber doch nur 6 Stunden und fast 20 km von 76 m. ü. N.n auf ca 600 m. ü. N.N. aufwärts. Das Wetter war eigenartig an diesem Tag, anfangs leicht bewölkt und total windstill…etwas unnatürlich und unwirkliches in dieser Gegend. Nachmittags klarte der Himmel auf und strahlender Sonnenschein begleitete uns bis zum letzten Campingplatz, dem “Campamento Las Torres”. Das Abendessen war abwechslungsreich und bestand aus Suppe und Kartoffelbrei :-)…

Am nächsten Morgen ging um 04:15 Uhr der Wecker (wir machen hier schließlich nicht 1 Jahr Urlaub!!!) und ein lockerer 45 Minuten Marsch und 350 Höhenmeter standen uns bevor, um den Aussichtspunkt und den Sonnenaufgang auf die “Torres” zu sehen. Es sollte sich lohnen – wie die Fotos zeigen – und wir waren auch gut gerüstet und konnten bei Temperaturen um die 0 Grad und eisigen Wind das Spektakel fast eine Stunde beiwohnen denn wir hatten unsere Isomatten und Schlafsäcke mit hoch geschleppt.

IMG_4943 IMG_4999

Nach diesem pittoresken Höhepunkt ging es zurück zum Camp, es wurde gefrühstückt und pünktlich nachdem unserer Zelt abgebaut, der Rucksack gepackt war, fing es an zu regnen. Was ein Abschied…drei Stunden Abstieg und Regen und Sturm sollten den Abstieg schwer, aber den Abschied vom “Double U” leicht machen. Da wir dann auch noch viel zu früh an der Hosteria ankamen und noch vier Stunden auf den Transferbus warten hätten müssen, überzeugte mich Meike auch noch weitere 8 km entlang einer Schotterpiste bis zur Haltestelle des Nationalparkbusses zurück nach Punta Arenas zu laufen…(hatte ich vergessen zu erwähnen das wir eigentlich in der Hosteria warm und geschützt bei heißer Schokolade, Bier usw. hätten sitzen bleiben können?)

Egal, fünf unvergessliche und tolle Tage haben wir erlebt und besonders viel Glück mit dem Wetter hatten wir auch noch und wurden so mit tollen Bildern und Erinnerungen belohnt.

PS: Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass es zum Frühstück jeden Morgen – also fünf mal hintereinander – Haferbrei (auch Porridge genannt) gab?

37 Torres del Paine 38 Torres del Paine



Trainingslager

21 11 2010

El Chalten, 14. – 20.11.2010 (Meike)

El Chalten anzeigen

“Unter Training versteht man eine sich systematisch wiederholende Ertüchtigung mit dem Ziel, die körperliche, kognitive und emotionale Konstitution in der Weise zu verbessern, dass eine erhöhte Leistungsfähigkeit in der jeweiligen Sportart resultiert. Als Trainingslager werden Aufenthalte bezeichnet, in denen sich Sportler intensiv auf einen bevorstehenden Wettkampf vorbereiten.” (Wikipedia)

Sport und Wettkampf ist in unserem Falle doch stark übertrieben, aber wir haben vor in Chile ca. fünf Tage mit Übernachtungen im Zelt zu wandern. Und da wir bisher auf unseren mehrtägigen Trecks immer das Glück hatten, dass uns Esel oder Maultiere das wirklich schwere Gepäck (Zelt, Essen, etc.) abgenommen haben, dachten wir es wäre eine gute Idee ein wenig zu trainieren. Also haben wir uns mit unserem Sparringspartner Christoph ins Trainingslager begeben. In drei Tagen rund um den Fitz Roy konnten wir unsere Fähigkeiten in den unterschiedlichen Bereichen des Mehrtagestreckings trainieren.

  1. Vorbereitung: Zu nennen sind hier so wichtige Dinge wie Planung des Weges, der Mahlzeiten, Miete der Campingutensilien, Einkaufen und Packen. Hier ist eindeutig noch Verbesserungsbedarf vorhanden. Die Vorbereitungen haben uns einen ganzen Tag gekostet und danach waren wir so gestresst, dass wir eigentlich erst einmal einen Erholungstag gebraucht hätten.
  2. Wandern mit großem Gepäck: Für uns war es noch etwas ungewohnt mit all unseren Sachen inkl. Zelt, Kochuntensilien, Essen etc. zu kaufen. Trotzdem haben wir uns in dieser Disziplin eigentlich recht gut geschlagen. Bergauf war es natürlich recht heftig, der Wind setzt einem mit großem Gepäck auch sehr zu und gerade am dritten Tag wurde zwischendurch ordentlich gejammert, aber hier sind gute Grundlagen vorhanden um darauf aufzubauen.
  3. Aufbau des Camps: Wahl des Standorts für das Zelt, Aufbau des Zelt und der Kochstelle. Hier hat sich das Trainingslager besonders bemerkbar gemacht. Schon am zweiten Tag schwuppte alles viel besser und alle Pfadfinderfähigkeiten wurden ausgepackt, da es regnerisch und stürmisch war; Regenabflussrinnen wurden gebaut, das Zelt besonders sturmsicher gemacht und auch die Kochstelle wurde professioneller aufgebaut.
  4. Verpflegung und Kochen: Schon die Auswahl der Lebensmittel stellt eine Herausforderung dar. So sollen die Lebensmittel nicht zu viel wiegen, leicht zuzubereiten sein und auch noch annehmbar schmecken. Bei uns fiel die Wahl für morgens auf Müsli und Haferflocken und abends gab es einmal Kartoffelbrei (für die Herren mit Salami) und Engelshaarnudeln (die sind besonders dünn, kochen also schneller und man verbraucht weniger Gas) mit Tomatensoße. Mit ein wenig Trockengemüse verfeinert hat das Ganze auch recht lecker geschmeckt. Zudem war ein kleine Flasche Whiskey dabei mit deren Hilfe wir am ersten Abend sogar flambierte Banane herstellten. Ein wenig optimieren können wir auch in dieser Disziplin bestimmt noch, aber grundsätzlich fühlen wir uns bezüglich der Verpflegung recht gut vorbereitet.
  5. Posieren für die Kamera: Keiner will immer nur die gleichen lachenden Gesichter in der Kamera sehen. Folglich muss auch in den Fotoposen variiert werden. Dabei hat uns Christoph sehr geholfen und die Fotos mit der Doppelkinnvermeidungsstrategie sind schon fast legendär.
  6. Widrigen Wetterverhältnissen trotzen: El Chalten hat uns wirklich optimale Trainingsmöglichkeiten geboten – von Sonne über Regen und Sturm war alles dabei. Und wir haben uns von dem Wetter nicht die Laune verderben lassen. Als es mal wirklich schlimm war, haben wir ein kleines Nickerchen im Zelt gemach. Auch einen kleinen Schneesturm hat uns El Chalten bei einem Tagestreck später noch geboten.  In Chile erwartet uns wahrscheinlich noch ein wenig wilderes Wetter, aber wir hoffen, dass wir auch dies meistern können.
  7. Testen des Equipments: Glücklicherweise haben sich all unsere Ausrüstungsgegenstände bewährt. Der Schlafsack lässt uns wohlig schlafen, die Regenjacken trotzen auch Regen im Sturm und die lange Thermounterwäsche hält gut warm. Ohne Mütze und Handschuhe gehen wir seit Ushuaia eh nicht mehr aus dem Haus.
  8. Verbringen von kalten Abenden im Zelt: Zum Zeitvertreib haben sich die Kartenspiele Bohnanza und 6nimmt bewährt. Auch wenn insbesondere Bohnanza öfter etwas an der Stimmung genagt hat. Christoph hat dieses Spiel glückerlicherweise wieder mitgenommen, so ist der Frieden zwischen Veit und mir gesichert. Das Konfliktpotenzial bei 6nimmt ist einfach geringer.

Grundsätzlich fühlen wir uns also ganz gut vorbereitet für unsere Tour im Torres del Paine Nationalpark. Wir hoffen, dass uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht und berichten dann wie es uns ergangen ist.

Neben unserem kleinen Trainingslager konnten wir auch noch ein wenig Erfahrung auf Gletschereis machen. Christoph und Veit konnten schon am beeindruckenden Perito Moreno mit einer Gletschertour loslegen. Die musste ich auf Grund meines Gesundheitszustandes leider auslassen. Die Fotos der Beiden sind wirklich toll und ich war schon ein wenig neidisch, dass ich die Tour nicht mitmachen konnte.

Perito Moreno anzeigen

Dafür war ich dann bei einer Gletschertour am Glacier Grande dabei, wo wir auch die Chance hatten ein wenig Eisklettern auszuprobieren.



Vom Schweben am Ende der Welt

13 11 2010

Ushuaia, 7. – 10.11.2010 (Christoph)

 

Ich habe die große Ehre den ersten Gästeblogeintrag zu schreiben. Seit zwei Wochen reise ich nun mit Meike und Veit quer durch Argentinien. So führte unsere dritte gemeinsame Station von der Peninsula Valdés zum Ende der Welt nach Feuerland.

Erstmal durften wir wieder 16 Stunden Bus fahren bis wir in Rio Gallegos das Transportmittel wechselten und den Flieger nach Ushuaia nahmen. Wir “schwebten” über die Andenausläufer und den Beagle Kanal mit seinen fjordähnlichen Buchten in die südlichste Stadt der Erde ein. Alleine diese ersten Eindrücke verhießen unglaubliche Naturschauspiele und atemberaubende Landschaften.

Nach der langen Reise im Hostel angekommen genossen wir erst einmal den traumhaften Ausblick aus dem Panoramafenster unserer Unterkunft und planten die ersten Unternehmungen.

Tagesausflug Nummer 1 führte uns auf einen Treck zur Laguna Esmeralda. Doch dort sollte noch nicht Schluss sein, denn der dahinter liegende Gletscher sollte ebenfalls noch erkundet werden.

Los ging´s bei leichtem Regen auf einer Schlittenhunde-Ranch durch Moorlandschaften, kleinere Wäldchen und steppenartige Abschnitte, bis wir nach gut 1,5 Stunden schon die Lagune erreichten. Das Wetter wechselte alle 30 Minuten – von Sonnenschein zu Regen oder von windigem blauem Himmel zu Schnee! Teilweise war das Geläuf im Moor so tief, dass wir wirklich “schweben” mussten, um nicht mit den Füßen komplett zu versinken. Allerdings hörte der gekennzeichnete Treck bei der Lagune auf. Wir wollten aber weiter und schlugen uns ab da querfeldein durch. Wir haben auch mehrfach bei Biebers am Bau geklingelt, aber die waren wohl schon in ihrer Sommerresidenz. Das erschien uns ziemlich unwirklich, da mittlerweile das Wetter immer rauher wurde und ein Schneesturm dem nächsten folgte. Über Geröll und Schneefelder ging´s noch knapp zwei Stunden weiter rauf zum Gletscher. Das war alles schon relativ aufregend, aber der Abstieg sollte es dann in sich haben. Mit geringer Sicht und schwerem Schneetreiben begingen wir den Abstieg, teils mit Hilfe unserer Gesäße als Schlitten über die Schneefelder. Wir erreichten unseren Ausgangspunkt auf der Huskie-Station durchgefroren und wärmten uns bei einer guten Tasse heißer Schokolade. Den Tag beschlossen wir in Meike´s Pizzeria.

07 Ushuaia - Kopie 08 Ushuaia - Kopie

Tag 2 am Ende der Welt ließ sich wesentlich gemütlicher an. Eine kurze Stadttour durch Ushuaia und ein gemütlicher Spaziergang an der Küste bestimmten den Tagesablauf. Windzerzaust am Hobbithügel angelangt konnten wir beinahe mit den Gänsen und Möwen “mitschweben”. Im Hostel gab´s dann abends endlich mal wieder richtig FLEISCH für Veit und mich und Meike steuerte ihr sagenhaftes Ofengemüse und Misch-Kraut-Salat dazu.

Am letzten Tag am Beagle Kanal tourten wir dann durch den Nationalpark Tierra del Fuego. Meike “schwebte” förmlich im Delirium neben uns Männern her, da die Wetterkapriolen der Vortage doch etwas an ihrem Gesundheitszustand gezerrt hatten. Dennoch meisterten wir den schönen Treck quer durch den Nationalpark und entlang der Küste ohne größere Schwierigkeiten. Wunderschöne Berglandschaften, kristallklare und bitterkalte Bäche und Flüsse und dichte dschungelartige Wälder zeichneten das Landschaftsbild. Der anstrengende Fußmarsch verfrachtete Meike dann aber auch direkt ins Bett, während die Herren wieder der “Fleischeslust” frönten… zum Essen gab´s das typisch patagonische Lamm “a la Tierra del Fuego” direkt vom Grill sowie andere wohlschmeckende Leckereien. Der Grillmeister (nicht Veit) war so von unseren Esskünsten angetan, dass er prompt zur Verdauung einen Grappa spendierte – guter Mann!

43 Ushuaia 46 Ushuaia

Nach kurzer Nacht, denn unser nächste Bus ging schon wieder um 5:00 Uhr Richtung Norden, sind wir nun in El Calafate angelangt. Auf dem Weg “schwebten” wir unter anderem kurz durch Chile, aber auch über die Magellanstraße. Eigentlich gar nicht so aufregend, wären da nicht unsere kleinen Begleiter, schwarz-weiße Delfine, gewesen, die springend neben der Fähre hersprangen.

Ab jetzt heißt es dann erstmal Gletscher besteigen, Trecking am Fitz Roy. Nach drei Wochen “entschwebe” ich dann den beiden wieder in Richtung Europa während die beiden weiterhin dieses wahnsinnig interessanten und spannenden Fleckchen Erde erkunden können. Darum beneide ich die beiden sehr.

Ich möchte hier noch schnell die Möglichkeit nutzen um mich ganz herzlich bei der Reiseleitung und dem Animationsteam für herausragende Leistungen zu bedanken. Den Lesern dieses Blogs wünsche ich weiterhin fröhliches “miterleben” der Abenteuer von Meike und Veit und empfehle das ein oder andere Beschriebene auch mal persönlich zu erkunden.



Waltango

7 11 2010

Buenos Aires, 23.10-02.11.2010 (Veit)

Puerto Madryn und Peninsula Valdes, 03.11-06.11.2010 (Veit)

Buenos Aires hat gehalten, was wir uns von dieser  Millionenstadt am Delta des Rio de la Plata versprochen haben. Lebenslustige Argentinier, stolze Gauchos und leidenschaftliche Tango- und Milongatänzer. Das alles gemischt mit vielen Parks, unzähligen kleinen Cafés, den eigentümlichen “barrios” (Stadtteilen) und natürlich nicht zu vergessen den Parrillas (gemischter Grillteller). Die ersten drei Tage haben wir im “barrio” San Telmo verbracht und haben von dort aus die Stadt zu Fuß erkundet. Für uns ist das immer noch die beste Art und Weise viel zu sehen und den Atem (leider auch den Smog) der Stadt zu spüren.

Zu entdecken gab es natürlich viel, vom Plaza Mayo über den berühmten Obelisken an  der Avenida 9 Julio, dem Teatro Cólon, dem Hafen mit seinen schicken Restaurants, dem Friedhof von Recoleta (auf dem Eva “Evita” Peron begraben ist) und natürlich “la Boca” das Arbeiterviertel mit den bunten Häusern, der Heimat des Tangos und der Boca Juniors. Wir haben natürlich noch viel mehr gesehen und wäre am Mittwoch nicht der argentinische Ex-Präsident Nestor Kirchner gestorben, dann wären wir auch in den Genuss zweier kultureller Ereignisse gekommen; zum einem ein klassisches Klavierkonzert im Teatro Cólon und zum anderen einem Fußballspiel der Boca Juniors im berüchtigtem Stadion “La Bombonera” (übersetzt: die Pralinenschachtel). Beides wurde uns auf Grund des Todes nicht vergönnt.

Uns wurde es in den eineinhalb Wochen in Buenos Aires nie langweilig. Nach den ersten Tagen in San Telmo sind wir i unser Apartment nach “Palermo” – einem weiterem schicken und angesagtem Stadtteil Buenos Aires – gezogen. Dort haben wir unsere eigenen vier Wände sehr genossen, viel gekocht und seit langem sind wir mal wieder in den naheliegendem Park joggen gegangen. Am Samstag haben wir dann noch Verstärkung bekommen und unser Freund Christoph ist für die nächsten drei Wochen mit uns unterwegs. Ab jetzt kann ich endlich ohne mich zu schämen Fleisch einkaufen (ich wurde schon mehrfach abgewiesen oder nicht bedient, da meine gewünschte Fleischmenge nicht den Mindestanforderungen der Argentinier entsprach (übersetzter O-Ton in einem Laden: Mindestens 1kg müssen sie bei uns kaufen!)) und die Nahrungsaufnahme wurde auf “täglich” Steak umgestellt.

Nach weiterem Sightseeing in Buenos Aires zusammen mit Christoph ging es dann per 1. Klasse Nachtbus nach Puerto Madryn über 1000 km in den Süden. Dort mieteten wir uns für zwei Tage einen Mietwagen (und Meike durfte sich freuen, denn diesmal wurde es ein VW Gol) und es ging auf die Peninsula Valdes, ein geschütztes Unesco Weltnaturerbe. Dort durften wir dann Seelöwen, Seeelefanten, Pinguine und Wale inklusive Orkas in freier Wildbahn bewundern. Das war sensationell und wir hätten nicht gedacht so nah an diese beeindruckenden Tiere des Meeres heranzukommen. Die Pinguine stolperten gerade mal ein Meter von uns entfernt entlang und die Wale (Glattwale, “Eubalaena australis”) sind so neugierige und zutrauliche Tiere, dass es so erscheint als ob sie extra für uns springen und ganz nah vor unserem Boot auftauchen und ihre gewaltigen Körper aus dem Wasser ragen.

Wal hautnah 01 Wal hautnah 02

Ein absolutes Highlight war aber der Geheimtipp, den wir in unserem Hostel erhalten hatten. An der Landspitze gegenüber der Peninsula sollte es noch eine Seeelefantenkolonie geben und die Möglichkeit sich bis auf wenige Meter an diese bis zu 6,5 m großen Seeelefanten zu nähern. Die Straße, die zu dieser Landspitze mit Leuchtturm führte, war teilweise unter Wasser und der Weg anscheinend für viele Leute zu beschwerlich, denn wir waren alleine dort. Wir drei ganz alleine mit vielleicht 20 bis 30 Seelelefanten (Bullen, Kühe und Babys) an der rauhen und steilen Küste Patagoniens. Einfach unglaublich schön und toll! Die Seeelefantenbullen interessierten sich überhaupt nicht für uns, die Kühe schauten skeptisch und ein Baby war total neugierig und so entstanden super tolle Fotos mit uns und den Seeelefanten am Strand.

neugieriges Seeelefantenbaby Perle und die Seeelefanten  

Auf dem Rückweg, sollte unser “Cross” Gol dann leider eine schlammige, unter Wasser stehenden Passage der Straße nicht mehr meistern. Mittendrin mussten wir raus aus dem Wagen und in den Schlamm steigen. Nur nach mehreren anstrengenden Versuchen konnten wir mit vereinten Kräften den Gol wieder befreien. Das war knapp und Christoph und ich mussten uns erst mal umziehen, denn wir sahen aus wie Schokoladenseeelefanten.

VW Cross Gol 02   VW Cross Gol 05

Am Abend gab es dann das wohlverdiente große Steak und Rotwein für uns und so wird dieser Tag uns sicher noch länger im Gedächtnis bleiben.

Alle Bilder von der Peninsula hier im Fotoalbum:



Bewegungsfreiheit oder Liebe geht durch`s Weinglas

22 10 2010

Salta, 12.-18.10.2010 (Meike)

Salta_Mendoza anzeigen

Seit mehr als drei Monaten sind wir nun mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Das ist manchmal sehr angenehm und bequem (z. B. die Luxusbusse in Peru, in denen man Essen (sogar vegetarisch!!!) und Getränke serviert bekommt und sehr viel Platz hat), manchmal ist es aber anstrengend und nervtötend (z. B. wenn in den Bus immer noch mehr Leute eingeladen werden, obwohl eigentlich kein Platz mehr ist, oder der Bus ohne erklärbaren Grund einfach mal wieder einen längere Pause mitten in der Pampa macht) und manchmal ist es einfach schrecklich (z. B. wenn die Leute die vor oder hinter einen sitzen so stark nach Schweiß stinken, dass man sich am liebsten übergeben möchte – gerade wieder auf dem Weg von Salta nach Mendoza so erlebt).

Deshalb war es Zeit für uns das erste mal auf einen eigenen fahrbaren Untersatz zu setzen und wir haben uns in Salta (Argentinien) ein kleines Auto gemietet. Die Betonung liegt hier auf klein. Ich hatte so auf einen VW Gol, den ich noch aus meiner Brasilienzeit kenne, gehofft, aber der Drache am Schalter bei der Autovermietung – übrigens die erste unfreundliche Argentinierin, die uns begegnet ist – hatte leider nur einen Ford K für uns. Aber auch den Ford K sollten wir noch lieben lernen.

Wir machten uns also von Salta mit unserem neuen Freund dem K auf den Weg. Zunächst einmal mussten wir heile aus Salta herauskommen. Theoretisch herrscht dort an den meisten Kreuzungen rechts vor links, praktisch sieht das irgendwie anders aus und ich bin immer noch überrascht, dass wir es ohne Unfall über die vielen Kreuzungen geschafft haben. Wir genossen unsere neugewonnene Freiheit sehr und machten Umwege, dort wo wir Lust hatten, hielten, wo es uns gefiel und picknickten in einer wilden Canyonlandschaft oder auf einem der schönen Plätze in einem der kleinen Orte, die wir durchquerten. Der erste Tag “on the road” führte uns nach Cafayate, ein berühmtes Weinanbaugebiet Argentiniens. Und natürlich mussten auch wir erst einmal den heimischen Wein in zwei Bodegas testen. Abends gab es dann zur großen Freude von Veit ein Asado (Grillabend) in unserem Hostel. Dies bedeutetet Unmengen an Fleisch und gute Gespräche mit netten Leuten aus der ganzen Welt. Besonders beeindruckt haben uns zwei Belgier, die mit ihren drei Kindern für ein Jahr durch Südamerika reisen, um dort den Platz zu finden, an dem sie leben wollen. Hut ab! Ich finde es oft anstrengend genug die ganze Reiserei für uns zwei zu organisieren…

Am nächsten Morgen machten wir uns schweren Herzens und mit schwerem Kopf von dem ganzen Wein wieder auf den Weg. Inzwischen hatten wir aber Zuwachs bekommen. Wir haben Sara, eine Amerikanerin, mitgenommen. Sie wollte auch nach Cachi, unserem nächsten Ziel, und dorthin gibt es keinen öffentlichen Nachverkehr. Der Weg führte uns über eine Schotterpiste durch traumhafte Landschaften und kleine Orte. Angekommen in Cachi haben wir uns sofort in den Ort verliebt. Hierzu hat insbesondere ein tolles Restaurant beigetragen – Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Wir haben dort das beste Essen seit Monaten bekommen… Völlig beseelt von dem guten Essen führte uns der Weg wieder zurück ins Altiplano. Hierfür mussten wir jedoch erst einmal wieder ein paar ungeteerte Straßen überwinden (Anm. der Redaktion: Unter anderem standen wir plötzlich unverrichteter Dinge auf einer Bergstraße, da ein Erdrutsch die Straße unpassierbar gemacht hat. Die Umleitung ging dann im Tal durch das größtenteils trockene Flussbett).   Angekommen in San Antonio de los Cobres fühlten wir uns wieder wie in Bolivien. Wir wurden quasi auf der Straße von dem Sohn eines Hostelbesitzers aufgelesen. Dieser machte sich gleich mit einem Begrüßungskaffee und Kuchen bei uns beliebt und wir genossen die Gastfreundschaft dieser kleinen Familienpension sehr. Zurück nach Salta ging es über eine wahnsinnige Passstraße, auf der uns ein LKW-Fahrer fast umgebracht hätte (als er die Kehre mit seinem Anhänger schnitt), und über Salzwüsten, bunte Berge und Eifel-ähnliche Mittelgebirgslandschaften. Und dann war’s auch schon wieder vorbei mit der Bewegungsfreiheit, das Auto musste abgegeben werden und wir sind wieder auf öffentliche Verkehrsmittel und auf unsere Füße angewiesen.

Da uns der Wein in Salta und Umgebung so gut geschmeckt hat, sind wir gleich in die nächste Weinregion nach Mendoza gefahren. Hier haben wir eine Fahrradtour von Bodega zu Bodega gemacht und dabei köstliche Weine und verrückte Weingutbesitzer kennengelernt.

Argentinien hat uns übrigens ein wenig faul gemacht. Alles ist hier wieder ein bisschen leichter und einfacher zu erledigen und zu organisieren, der Wein und das Essen schmecken super (Magenprobleme gibt es nicht mehr), die Menschen sind superfreundlich (der Bolivianer an sich hat nicht so gerne gelacht und die Freundlichkeit war auch noch ausbaufähig). Das alles fühlt sich für uns gerade sehr nach Urlaub an und wir genießen es. Ach Argentina: nos encanta!!!!



Wüste? Salzwüste? Geysire? Brodelnde Schwefelquellen? (Semiaktive) Vulkane? Mondtäler und Sandborden?

18 10 2010

Salar de Uyuni, 08.10. – 10.10.2010; San Pedro de Atacama 10.10.-12.10.2010 (Veit)

Ich wusste nicht genau, was ich mir darunter vorstellen sollte und ob es einfach nur eine nette Tour durch eine Wüste mit karger, bizarrer Landschaft, Felsformationen und endlosen Salzebenen wird. Jetzt im Nachhinein, kann ich für mich sagen, dass diese 3-5 Tage mit Abstand die tollsten Eindrücke hinterlassen haben und ich mir vorher nicht vorstellen konnte, was für spektakuläre Orte unsere Welt gerade hier in Bolivien und Chile bietet. Es fehlen mir schlicht die Mittel oder einfach auch nur die Adjektive und Metaphern um alles zu beschreiben, daher hoffe ich, dass die Bilder teilweise diese Panorama wiedergeben können.

Unsere 3-tägige Tour von Uyuni mit Ziel San Pedro de Atacama in Chile sollten wir mal wieder mit unserem Lieblingsreisepärchen, Kevin und Kristin, verbringen. Da wir vorher schon hörten, dass es anscheinend nur schlechte Touranbieter (80 an der Zahl in Uyuni) für diese Tour gibt, hätten wir nicht überrascht sein sollen, als wir am Tag unserer Abfahrt mit sieben Touristen (Kevin, Kristin, Ana aus Spanien und Mette und Christian aus Dänemark) aber nur mit einem Jeep  vor unserem präferierten Reiseveranstalter standen. Das wurde uns noch ein Tag vorher anders verkauft und obwohl wir gefühlt eine Stunde diskutierten, schimpften und auf den Chef der Agentur einredeten, mussten wir wohl oder Übel und mit einem schlechten Gefühl und Wut im Bauch mit sieben Leidensgenossen und einem auch noch schlechtgelaunten Fahrer/Guide starten. Am ersten Tag stand hauptsächlich die Salar de Uyuni im Vordergrund und so besuchten wir ein Salzhotel und mehrere sehenswerte Orte, die uns spektakuläre Fotopanorama boten.

Nach einer guten Nacht in einem Salzhotel, standen am zweiten Tag die farbenreichen Lagunen  und die pinken Flamingos auf dem Programm. Die Nacht sollte diesmal in einer einfachen Unterkunft im Schlafsaal bei sechs Grad Raumtemperatur verbracht werden. Wir befürchteten eher Minustemperaturen und so starteten wir schon gegen 17 Uhr mit unserem Aufwärmprogramm aus Tee mit viel Rum und im Laufe des Abends mit weiteren vier Flaschen Rotwein. So sollte auch in dieser Nacht keiner frieren, jedoch war das Aufstehen um 04.00 Uhr morgens alles andere als angenehm, insbesondere sollten wir unsere Badehosen bzw. Bikinis anziehen, um später am Morgen in den versprochenen heißen Quellen zu baden. Manchmal fragt man sich schon, was man um 05:30 Uhr morgens mit sieben anderen Touristen auf 4800m Höhe bei –10 Grad in der bolivianischen Wüste  mit einer Badehose und einer langen Unterhose etc. darüber macht??? Nun gut, vielleicht muss man ein bisschen verrückt sein, aber es hat sich gelohnt, denn die Geysire und brodelnden Schwefelfelder, die wir bei Sonnenaufgang sehen durften, werden unvergessliche Erlebnisse und Eindrücke bleiben. Als zusätzliche Belohnung ging es nach kurzer Fahrt zu den heißen Quellen (35 Grad, aber gefühlt waren es mehr) die sich dampfend über eine Ebene verteilten. Im Hintergrund die bizarre Berglandschaft und Vulkane, die sich bei langsam aufgehender Sonne spiegelten. Viel schöner geht es nicht. Das besondere sind die ausdrucksstarken Farben und Farbzusammenspiele. Da liegt die “Laguna Verde” mit Ihrem tiefgrünen Wasser vor uns. Die pinken Flamingos spiegeln sich genauso in diesem Grün, wie im Hintergrund die rotbraunen schroffen Felsformationen und Vulkanberge. Abgerundet wird dieses Farbenspiel durch den blausten Himmel, den ich je gesehen haben.

Die Tour endete mit der zusätzlichen beeindruckenden “Salvador de Dali Wüste”, der “Laguna Verde” und den Grenzübergang nach Chile mit der anschließenden Fahrt nach San Pedro der Atacama in der Atacama Wüste.

Hier stand am nächsten Tag Sandboarding im Todestal “Valle del Muerto” und der Sonnenuntergang im Mondtal “Valle de la Luna” auf dem Programm. Auch wenn ich das erste Mal auf dem Sand(Snow)board stand und Meike anfängliche Zweifel hatte, machte das Sandboarden riesen Spaß und wir sind froh, dass wir es ausprobiert haben. Die Bilder vom Sonnenuntergang im Vale de la Luna sollten für sich sprechen.

Chile ist teuer, das wussten wir, aber San Pedro ist wohl noch mal ein bisschen teurer. Dafür ist Chile auch sauberer, gepflegter, moderner, westlicher und die Leute sind serviceorientierter und gefühlt freundlicher. Aber das werden wir genauer erst später rausfinden denn nach zwei Tagen hier ging es schon wieder weiter nach Argentinien (Salta).



Fahrradtour in die Dschungelhölle

13 10 2010

Sorata nach Rurrenabaque (27.09. – 05.10.2010) Meike

 

Rurrenabaque anzeigen

Vorgeplänkel:

Manchmal muss man auf Reisen zu zweit auch Kompromisse eingehen. Waren der Santa Cruz Treck und Ciudad Perdida eher auf meinen Mist gewachsen, wollte Veit in Bolivien gerne eine kombinierte Mountainbike-/Bootstour in den Dschungel machen. Und so hieß es für mich: Mitgehangen, mitgefangen; auch wenn Mountainbiken nicht unbedingt ganz oben auf meiner must-do-Liste steht. Es hätte auch so schön sein können: zwei Tage bergab Fahrrad fahren und dann drei Tage mit dem Boot in den Dschungel. So in etwa hörte sich der Weg von Sorata nach Rurrenabaque zunächst einmal an. Das es nicht ganz so bequem werden würde, war schon klar, wenn man bedenkt, dass wir etwa 4.000 Höhenmeter bergab und insgesamt ca. 140 km mit dem Fahrrad zurücklegen sollten, und dass sowohl unsere Mountainbike Tour als auch unsere Bootsfahrt durch sehr abgelegene Gebiete führen sollte.

Zunächst einmal mussten wir aber zum Startpunkt der Tour, dem Bergdorf Sorata, gelangen.. Dies bedeutete für uns erst einmal von La Paz per Minibus nach Sorata zu fahren. Für mich bedeutet es ca. vier Stunden eingequetscht zwischen Fahrer und einem anderen Mann (ein anderer Platz war natürlich zufälligerweise nicht mehr frei), die größte Freude daran hatten mich Gringa mit Fragen über alles zu löchern (Wie viel ich verdiene? Warum Veit und ich noch keine Kinder haben? Ob ich die Pille nehme?…vornehme Zurückhaltung wird hier groß geschrieben). Dafür haben sie dann auch extra Fotostopps für mich eingelegt und alle im Bus mussten halt mal warten bis Meike ihre Fotos gemacht hatte.

Kapitel 1: Fahrradtour und Krämpfe in den Händen

In Sorata angekommen bekam ich den ersten Schock als ich unsere zwei Mitfahrer für die beiden Mountainbiketage kennenlernte. Marco und Stefan aus der Schweiz: beide mehr oder weniger Mountainbikeprofis. Ich hatte da mehr so auf ein paar ängstliche Mädels wie mich gehofft. Die beiden waren zunächst einmal – glaube ich – auch nicht so begeistert uns als Reisegefährten zu haben. Nach dem ersten halben Tag haben wir aber ein gutes Team abgegeben und die beiden haben uns sogar für unsere angeblich nicht so schlechten Fahrkünste gelobt.

Am nächsten Morgen ging es dann los. Zunächst wurden wir von unsrem bekloppten – und unserer Meinung nach noch betrunkenen – Jeepfahrer (Anm. der Redaktion: Er wurde dabei beobachtet, wie er sich während einer Pause übergab) auf über 4.000 Meter hoch gefahren. Und dann ging es auf’s Mountainbike…. über eine alte Jeepstraße (wobei Straße hier übertrieben ist, richtiger ist Schotterpiste) ging es abwärts. Schon nach kurzer Zeit durften Veit und ich feststellen, dass auch bergabfahren anstrengend sein kann und uns brannten Arm-/Hand- und Beinmuskeln. Unsern Schweizern war die Fahrt natürlich nicht aufregend genug und sie suchten sich immer wieder Wege abseits der Schotterpiste. Als es dann am Ende auch noch ca. 10 km bergauf gehen sollte, haben Veit und ich uns bequem in den Jeep gesetzt und den ambitionierten Schweizern beim Trampeln zugeschaut. Wir waren so schon fertig genug. Der Tag endete mit einer Dusche im Wasserfall und einer Nacht in einem sehr einfachen Hotel (Zitat Stefan: Wie es gibt keine Dusche im Zimmer? Er wollte mir auch nicht wirklich glauben als ich ihm versuchte klar zu machen, dass wir im Dschungel noch nicht einmal ein Klo haben werden.) Die Landschaft und die Ausblicke am ersten Mountainbiketag waren spektakulär und nachdem mir der erste Tag ein wenig die Angst genommen hatte, freute ich mich auch auf den zweiten Tag.

Die Nacht war schnell vorbei und so saßen wir für unsere armen Muskeln viel zu schnell wieder auf dem Mountainbike. An diesem Tag ging es auch noch ordentlich bergauf. Bei ca. 40 Grad und viel Staub auf der Schotterpiste war mein Kopf kurz vorm Platzen. Aber ich habe es – wenn auch mit einer kleinen Jeepunterbrechung – überlebt und in unserem Hostel angekommen wartete unser Guide mit einem kalten Bier als Belohnung auf uns. Die zweite Nacht verbrachten wir dann in einer etwas besseren Unterkunft und nach ein paar Bier in der lokalen Kneipe erschien uns die Unterkunft richtig gut. Stefan versuchte unterwegs immer wieder Desinfektionsspray für die nicht vorhandenen Toiletten im Dschungel zu kaufen. Natürlich führte die Suche im bolivischen Hinterland nicht zum Erfolg.

Kapitel 2: Bootstour oder Dschungelhölle

Nach den Strapazen auf dem Mountainbike freuten wir uns auf die nächsten erholsamen Tage im Boot.  Erst einmal mussten wir vier Mountainbiker aber in dem Ort, in dem es per Boot weitergehen sollte, auf die acht anderen Bootsausflugsteilnehmer warten. Die Pause wurde dafür genutzt sich mit einer Eisbox und genügend Bier einzudecken, um auch jedem Vorurteil des typischen Deutschen gerecht zu werden. Irgendwann kamen dann auch die anderen hinzu, u. a. unsere kanadischen Freunde Kristin und Kevin. So konnte die Bootsfahrt losgehen. Der Fahrtwind und die netten Gespräche machten dann auch die Hitze erträglicher.

An unserem Zeltplatz angekommen, konnte erst einmal ein erfrischendes Bad in einem Fluss genommen werden; wobei die Erfrischung bei den Temperaturen nicht lange anhielt. Zudem mussten wir lange Sachen anziehen, da es von Moskitos und Sandmücken nur so wimmelte. Dann wurden die Zelte aufgebaut und es startete der Versuch möglichst wenig Ungeziefer in das eigene Zelt zu bekommen. Dies war angesichts der etwas ramponierten Zelte nicht so einfach. Noch schwerer war das Schlafen in den heißen, stickigen Zelten – dies veranlasste Kristin zu der Aussage “that is my hell” (das ist meine Hölle) und Kevin musste einige Überzeugungsarbeit leisten, um sie davon überzeugen, dass Hölle etwas viel Schlimmeres ist. (siehe auch den Blog von Kevin und Kristen)

Na ja, als dann endlich das Morgengrauen kam und wir die Zelte nach einer nicht so entspannten Nacht verlassen konnten, waren die Strapazen der Nacht schnell vergessen und nach einer Wasserfalldusche konnten alle die Landschaft vom Boot aus genießen. Außerdem konnten wir Affen beobachten und bei einer Wanderung durch den Dschungel so einiges über die örtliche Flora und Fauna lernen. Mittagessen wurde übrigens auf dem Schiff serviert. Respekt an die Köchin. Beim Abendessen musste Kristin dann noch einmal leiden, weil in ihrer Pasta eine riesige Kakerlake war. Das lässt sich beim Freiluftkochen nicht ganz verhindern, unschön war es trotzdem.  Auch diese Nacht wurde wieder heiß und das sorgt nicht gerade für Frieden im Zelt…

Aber auch diese unfriedliche Nacht ging irgendwann vorbei und wir starteten den Tag mit einer anstrengenden Wanderung durch den Dschungel. Kaum zurück im Boot, setzte ein monsunartiger Regen ein und die Luft kühle abrupt ab. Ja, das hatten wir uns vorher gewünscht, aber jetzt war es plötzlich zu kalt. Veit und ich hatten klugerweise unsere Regenjacken und warmen Sachen in unseren großen Rucksäcken, die im Boot so verstaut waren, dass wir nicht dran kamen. Und so mussten wir auf den folgenden vier Stunden Bootsfahrt lernen, dass man auch im Dschungel ordentlich frieren kann.  Als wir dann im strömenden Regen in Rurrenabaque ankamen, musste ich erst einmal feststellen, dass die Bootsleute meinen großen Rucksack so im Boot verstaut hatten, dass er trotz Regenhülle komplett nass geworden war. Jetzt musste Veit mir beibringen, dass das nicht das Ende der Welt ist…. (Veit und Kevin sind in der Hinsicht Leidensgenossen geworden, aber Kristin und ich haben es auch nicht immer leicht.)

Insgesamt war es eine spannende Zeit, wir haben viel vom bolivianischen Hinterland gesehen. Leider gehört dazu auch viel Umweltverschmutzung, Brandrodung und weitere nicht so schöne Sachen. Aber dazu werde ich wahrscheinlich noch einmal einen weiteren Blogeintrag schreiben.

Nach diesem abenteuerlichen Weg nach Rurrenabaque haben wir uns auf in die Pampa gemacht. Dort konnten wir dann Alligatoren, Kaimane, pinke Flussdelphine (ein Mädchentraum), Affen, Schildkröten usw. beobachten.

Nachgeplänkel: Lessons Learned im Dschungel:

  • Auch bergab Fahrrad fahren ist anstrengend.
  • Man kann von permanenten Bremsen Krämpfe in den Händen bekommen.
  • Zelten bei 40 Grad im Dschungel ist (fast) die Hölle.
  • Sandmücken sind so hinterhältig, dass sie einen sogar in den Po beißen, wenn man mal die Dschungel-Toilette besuchen muss.
  • Auch im Dschungel kann man frieren. Ich musste an den zwei kalten Tagen in der Pampa übrigens in meiner Skiunterwäsche schlafen.
  • Mountainbiking wird nicht mein neuer Lieblingssport. Ich bin dann doch eher der Wandertyp.