Zwei, die sich aufmachten Peru zu verlassen oder was heißt eigentlich “paro”?

27 09 2010

22.09.2010-24.2010 (Veit)

Die unangenehme und ärgerliche Überraschung kam dann als wir spät abends vom Machu Picchu nach einer langen Zug- und Busfahrt wieder in Cusco ankamen. Der Plan war direkt am nächsten Morgen einen Bus nach Puno und weiter nach Bolivien zum Titicacasee zu nehmen. Am Busterminal erfuhren wir dann von unserer präferierten Busgesellschaft, dass der nächste Bus erst Donnerstag fahren soll, obwohl es eine tägliche Verbindung geben sollte. Dabei erwähnte die nette Frau immer das Wort “paro”. Wie auch immer dachte ich mir, wenn diese Busgesellschaft nicht will und nicht fährt, die Konkurrenz wird uns schon mitnehmen, aber auch dort wurden wir eines Besseren belehrt und wieder wurde das Wort “paro” gerufen. Auf meine Nachfrage “Que significa paro?”, reichten meine bzw. unsere Spanischkenntnisse zunächst nicht aus, um es zu verstehen, aber nach dem 3. Busunternehmen und den genervten Reisenden im Busterminal wurde auch uns schnell klar, dass es sich um einen zwei Tage dauernden Streik, der alle Umgebungs- und Zufahrtstraßen um Cusco betraf, handelte. Wir waren ziemlich angenervt und hatten wahrscheinlich die schlechteste Laune seit wir in Südamerika sind. Hatten wir doch schon genug Zeit in Huaraz verloren, und wollten wir eigentlich schnellstmöglich aus Cusco verschwinden, die Touristenmassen hinter uns lassen und freuten uns auf Bolivien. Aus lauter Verzweiflung versuchten wir am nächsten Tag trotz Streiks, Demonstrationen und Barrikaden ein Busunternehmen oder eine Möglichkeit zu finden Cusco Richtung Puno zu verlassen. Es fuhren noch nicht einmal Taxis vormittags und so informierten wir uns zuerst bei lokalen Reiseagenturen über die Möglichkeit einen Privattransport zu organisieren, der evtl. über selten befahrene Straßen, alle Blockaden umgehen und uns nach Puno bringen könnte. Jedoch verwarfen wir diese Möglichkeit nachdem uns die Touriinfo von solchen Überlegungen abgeraten hatte. Doch wir wollten nicht aufgeben und gingen zum lokalen Busbahnhof und fanden drei Busunternehmen, die glaubhaft versicherten, dass ein Nachtbus nach Puno noch am gleichen Tag fahren sollte. Alle anderen vielleicht 20 Unternehmen sagten uns allerdings, dass der Streik andauert und kein Bus ihres Unternehmens fahren würde. Wider besseren Wissens, und weil wir wirklich weiter wollten und gar keine Lust hatten länger als nötig in Cusco zu bleiben, buchten wir zwei Tickets um 22 Uhr von Cusco nach Copocabana über Puno.

Damit sollten wir auch ein weiteres Abenteuer gebucht haben…

Zuerst lief alles noch halbwegs normal. Der Bus fuhr leicht verspätet los, unsere Sitze waren nicht so komfortabel und der Bus roch unangenehm, aber das war uns anfangs relativ egal. Nach einer sehr langsamen Fahrt mit vielen Unterbrechungen sollte dann jedoch gegen 01:45 Uhr endgültig Schluss sein. Der Bus hielt, der Motor wurde abgestellt und wir waren irgendwo im Nirgendwo auf einer Straße in einem Ort blockiert durch zahlreiche LKWs und Busse, die auch nicht weiter konnten. Das Ausmaß des ganzen haben wir dann festgestellt als es dämmerte und wir das erste Mal den mittlerweile stinkenden Bus verließen und die Straße an den teilweise verlassenen Bussen und LKWs entlang gingen bis zur Blockade. Diese bestand aus riesigen Geröllsteinen, brennenden Autoreifen und einem Menschenauflauf, bei dem man sich nicht sicher sein konnte, ob er friedlich oder gewalttätig sein würde.

Nach weiteren 2-3 Stunden im Bus und einer Mischung aus Verzweiflung, Frustration und Aufgabe, ohne jeglichem Informationsfluss wie es weiter gehen sollte, versammelte sich vor unserem Bus eine kleine Gruppe Touristen, die sich ihr Gepäck aus dem Bus geben lassen hatten und entschlossen war die Blockaden und Barrikaden zu Fuß zu überwinden; mit der Hoffnung, aber ohne jeglicher Gewissheit, einen Weitertransport hinter den Barrieren zu finden. Spontan und entschlossen, lieber zu handeln als die nächsten 24 Stunden oder länger in diesem Bus in diesem Ort auf dieser Straße zu verbringen, schlossen wir uns an. Unsere mutige Gruppe bestand aus 6 Brasilianern/innen, 4 Deutschen (mit uns), 1 englischen Pärchen, 1 osteuropäisches Pärchen, 2 Franzosen, 2 immigrierten amerikanischen Chinesen und 2 Japanern. Es muss ein interessanter Anblick gewesen sein, wie 20, mit Rucksäcken beladene, Touristen durch die Steinblockaden und an den peruanischen Demonstranten vorbei die Straße entlang gingen, um ihr Glück dahinter zu finden. Es lief alles friedlich und unkompliziert ab. Wir wurden weder aufgehalten noch angefeindet und so wurde die ganze Aktion zu einem gemeinsamen Erlebnis. Wir unterhielten uns mit den immigrierten Chinesen aus Kalifornien, mit den 2 Deutschen und den super netten Brasilianern. Nach ca. einer Stunde stetigen Wanderns entlang der Straße wurden wir schon von freundlichen Peruanern empfangen, die uns einen Weitertransport anboten.

001 El Paro 002 El Paro 003 El Paro 006 El Paro

 

Dieser sollte ein Bus sein und uns zuerst alle für 15 Soles (4 €) pro Person nach Puno bringen. Das hörte sich verlockend an und nach weiteren 20 Minuten stand dann auch der Bus an einer Tankstelle. Jedoch sollte der Preis von 15 Soles pro Person nur gelten, wenn der Bus komplett voll war. Unser brasilianischer Verhandlungsführer überzeugte dann den Fahrer und zahlreichend anscheinend dazugehörende Peruaner, dass sie froh sein sollten, dass wir 20 Leute zusammen sind, und dass wir bereit wären 20 Soles pro Person zu zahlen, wenn der Bus sofort losfahren würde. Nach einigen Telefonaten (wahrscheinlich mit dem Chef des Ganzen), sollten wir 25 Soles pro Person zahlen. Die Macht, das Monopol und unsere Verzweiflung waren auf der Seite des peruanischen Busunternehmens. Aber nicht mit unseren Brasilianern. Nach einer kurzen internen Besprechung zogen alle 20 Mann unserer Gruppe entschlossen ihre Rucksäcke wieder an und deutenden an geschlossen weiter zu laufen. Diese sehr entschlossene Aktion schien unser peruanisches Monopol doch zu beeindrucken und so einigte man sich doch auf 20 Soles (ca. 6 EUR) pro Person.

Natürlich sammelte der Bus bei jeder Gelegenheit weitere Einheimische zahlende Kundschaft auf, aber so ist das und es war uns egal; es ging weiter. Wir kamen auch noch rechtzeitig in Puno an, um den letzen Anschlussbus nach Bolivien zu bekommen, da die bolivianische Grenze um 18.30 peruanischer Zeit schließt und bis dahin alle Einreiseformalitäten geklärt sein mussten. So schafften wir es tatsächlich noch am selben Tag Peru zu verlassen, nach Bolivien einzureichen und an einem Ort wo viele von euch sicher schon mal hinwollten, zu gelangen; nämlich Copacabana :-)!

Der bolivianische Ort liegt wunderschön am Titicacasee, hat einen tollen Strand, nette Restaurants und Hotels und war Ausgangspunkt für unsere 2-Tagestour zur Isla del Sol auf dem Titicacasee. Zu allererst haben wir es uns aber gut gehen lassen und uns ein tolles Abendessen mit Pisco Sour, Rotwein, Filet Mignon (Veit) und Salat & Gemüselasagne (Meike) gegönnt. Zudem trafen wir das kanadisches Pärchen aus Kolumbien wieder (wir hatten die ganze Zeit email Kontakt und hatten gehofft sie noch in Copacabana anzutreffen) und so sollte es am nächsten Morgen gemeinsam auf die Isla del Sol gehen. Dort ging es in einer wunderschönen Wanderung sieben Stunden über die Insel und wir kamen rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang wieder zurück, um die wohlverdienten Bierchen bei einem herrlichen Ausblick auf den Titicacasee zu trinken. Die zwei Tage mit unseren kanadischen Freunden und vor allem der Titicacasee, die Bolivianer und die Landschaft auf durchschnittlich 4000m Höhe waren wunderschön. Nun soll es erst mal weiter gehen nach La Paz und dann wohl Richtung Amazonas Dschungel und in die bolivianische Pampa. Uns geht es wieder hervorragend. Viele Grüße nach Hause an euch alle und Respekt an alle, die es bis hierhin durchgehalten haben, diese zwei Berichte zu lesen 🙂 (Anm. d. Red.: Veit war ein wenig im Schreibrausch.)

Nachtrag: 27.09.2010: Mittlerweile sind wir in La Paz und morgen startet unsere 5 Tages-Action-und Abenteuertour von Sorata nach Rurrenabaque. Alle Infos zu dieser Tour von den Anden bis in den Amazonasdschungel findet Ihr hier:

http://www.andeanepics.com/index.php?accion=viewpa&s=148

Direkt im Anschluss werden wir wahrscheinlich noch eine 3 Tages Pampatour von Rurrenabaque ausmachen auf der wir unter anderem wohl mit rosa Flussdelfinen schwimmen sollen aber auch Piranhas angeln dürfen 🙂 Also der nächste Bericht wird sicher spannend aber kann ein bisschen dauern…



Machu Picchu: Zwischen magischem Moment und Massentourismus

26 09 2010

18.09.2010 –21.09.2010 (Veit)

Nach unserem unfreiwilligen längerem Aufenthalt in Huaraz (Cordillera Blanca) haben wir uns zu einem Kurzaufenthalt von sechs Stunden in Lima entschieden. Der acht Stunden Nachtbus von Huaraz erreichte Lima um 07.00 Uhr morgens und wir checkten unsere großen Rucksäcke sofort ein, in den 21-Stunden-Bus von Lima nach Cusco. Danach ging es per Taxi nach Miraflores, dem modernen Business und Shopping Stadtteil Lima’s, der wunderschön direkt an der Küste liegt. Dort vertraten wir uns die Beine an der Strandpromenade, beobachten die zahlreichen Surfer, frühstückten und genossen unseren Kurzaufenthalt. Die Busfahrt nach Cusco war trotz 21 Stunden angenehm, denn wir hatten wieder die VIP Cruzero Suite Plätze gebucht, die extrabreite 165 Grad verstellbare Sitze, ein eigenes Audiosystem und Bordservice inklusive Abendessen, Frühstück und Getränke beinhaltete, so dass man es doch gut aushalten konnte.

In Cusco wurden wir von unserem Hostelbesitzer abgeholt und wir fühlten uns sofort Willkommen und zu Hause im Hostal “HomeSweetHome” :-).

Nachdem die Plätze für einen der limitierten 500 Plätze für den legendären 4-Tages Inkatrail zum Machu Picchu über Monate hinweg ausgebucht waren und wir auch nicht wirklich Lust auf einen der überteuerten Alternativtrecks hatten, entschieden wir uns für die abenteuerliche und noch halbwegs als Geheimtipp geltende Route per lokalen Minibus und Trecking zum Machu Picchu bzw. nach Aguas Calientes, dem Ort unterhalb der Inkastätte. Wir waren zwar gewarnt von den Touristenmassen in Cusco, die natürlich in Aguas Calientes gefühlt noch übertroffen wurden (und ja wir gehören auch dazu auch wenn man sich selber gerne glauben lassen will, anders zu sein als der gemeine Tourist). Es ist wohl unvermeidbar, dass Sehenswürdigkeiten und Attraktionen wie der Machu Picchu kein romantischer Ort und kommerzialisiert sind und alle Anforderungen und Wünsche der Touristen erfüllen. Darunter leidet nicht nur diese wunderbare Inkastätte (durch die Menge der Besucher sinkt die Inkastätte mehr und mehr ab und die Gefahr von Erdrutschen steigt), die Natur und Umwelt, auch werden viele Träger (die auf den Mehrtagestrecks oft über 20kg Gepäck und Ausrüstung für die Touristen tragen) ausgenutzt. Natürlich tragen auch wir irgendwie zu der Gesamtsituation bei, trotzdem waren wir froh, dem allgemeinen Touristenstrom zu entfliehen und uns in wahrsten Sinne des Wortes von Hinten und auf eigene Faust für kleines Geld dem Machu Picchu zu  nähern. Die 4-stündige Busfahrt durch abgelegene Täler der Anden und eine weitere sehenswerte Passüberquerung führte unseren Minibus (8 Personen) nach Santa Maria und Santa Teresa, wo wir übernachteten. Von dort ging es am nächsten Tag entlang der Bahnschienen und dem Flussbett, umzingelt von gewaltigen Bergflanken, bis nach Aguas Calientes. Wir wurden sogar schon mit einem Blick auf den Machu Picchu belohnt.

In Aguas Calientes fanden wir schnell unsere Unterkunft und mussten uns von nun an den Zwängen des Massentourismus ergeben, mit überpreisten Restaurants bzw. schlechtem Essen, Schlangen an den Ticketschaltern für die Zugtickets zurück nach Cusco, den Eintrittskarten für Machu Picchu und dem Shuttlebus, der uns am nächsten Morgen als einer der Ersten um 05:30 Uhr, zum Eingang befördern sollte. Eigentlich wollten wir diese 7$ Busfahrt vermeiden und den steilen Aufstieg in ungefähr eine Stunde erwandern, doch wurde seit neuestem der Aufstieg erst ab 5.00 Uhr morgens gestattet und so wären wir total verschwitzt doch erst nach den ersten Bussen angekommen und hätten somit vielleicht die Gelegenheit verpasst Machu Picchu als einer der Ersten zu sehen und zu fotografieren, ohne dass Tausende Besucher auf den Bildern zu sehen sind. Das Problem daran war nur, dass wir bei Weitem nicht die einzigen waren, die den ersten Bus nehmen und die ersten sein wollten und somit ergaben wir uns und wurden teil des Wahnsinns, in dem wir um 03.45 Uhr an der Bushaltestelle standen und auf den Bus um 05:30 Uhr zu warten (und wir waren nicht die Ersten, ungefähr 20 andere Bekloppte waren schon vor uns da und bildeten eine Schlange). Ich glaube es bis jetzt nicht, dass ich bzw. wir diesen Wahnsinn mitgemacht haben, aber immerhin hat es sich gelohnt. Der Anblick des Machu Picchu und der unglaublichen Umgebung kurz nach Sonnenaufgang, wenn alles noch ruhig und einsam da liegt, ließ uns diesen Moment und diesen Platz als wirklich magischen Ort erscheinen. Außerdem hatten wir als einer der ersten 400 Besucher das Privileg den Huayna Picchu besteigen zu dürfen. Dieser Berg überragt Machu Picchu, erfordert einen extrem steilen Aufstieg und bietet dafür weitere Inkastätten und einmalige Ausblicke auf Machu Picchu. Das war auf jeden Fall ein weiteres Highlight und ist absolut zu empfehlen. Wir haben unseren Aufenthalt trotz aller Mühen und Strapazen absolut genossen.



Dem Himmel so nah…

14 09 2010

Cordillera Blanca (07. – 10.09.2010) Meike

 

Seit einigen Tagen sind wir zurück von dem Santa Cruz Treck, der uns dem Himmel ein deutliches Stückchen näher bringen sollte. Der höchste Pass auf diesem Treck war ca. 4.750 m hoch. Mit dem Ziel diesen Pass zu besiegen machte sich unsere illustre, buntgemischte Wandergruppe mit einem kleinen Überhang in den deutschsprachigen Raum früh morgens auf den Weg zum Startpunkt des Trecks. Diesmal war die gesamte Truppe mit Wanderschuhen ausgerüstet und es war auch für keinen die erste Wanderung des Lebens. Das waren also im Gegensatz zu unserem Ciudad Perdida Treck schon einmal beste Voraussetzungen.

Allein die Anfahrt zum Startpunkt des Trecks war beeindruckend: imposante 6.000er und so blaue Gletscherseen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Dafür war ich nach Peru gekommen. Theoretisch hätte ich mich nach der Anfahrt also schon wieder auf den Rückweg machen können, aber ein wenig wandern wollte ich ja auch noch.Am Startpunkt wurden dann die Esel gepackt. Die armen Tiere sollten unsere Zelte, Essen etc. schleppen. Wir mussten nur unseren Tagesrucksack tragen. Das ist ein bisschen luschig von uns, aber es erleichterte den Aufstieg doch sehr.

Und dann ging es los. Der erste Tag war relativ harmlos und so kamen alle gut gelaunt und beeindruckt von der Umgebung im ersten Camp an, wo wir uns erst einmal mit dem Campingequipment vertraut machen, die Zelte aufbauten etc. Die Nacht im 2-Personen-Zelt – das hört sich größer an als es ist – war dann erstaunlich erholsam und so ging es am nächsten Morgen gut erholt auf den Weg zu unserm höchsten Punkt den Punta Union Pass. Der Anstieg war schon härter, aber in alter Bergziegenmanier erklommen wir ihn tapfer und als dann noch zwei Minuten bevor wir den Pass erreichten die Sonne herauskam, hatten wir am Pass einfach den perfekten Moment. Hier müssen die Bilder sprechen.

Und dann beging auch schon der lange Abstieg ins Tal, der uns traumhafte Blicke auf ins Tal und auf die umliegenden Gipfel eröffnete. Die zweite Nacht war dann für mich leider weniger erholsam und ich konnte auch den Sternenhimmel nicht mehr so genießen, da mich arge Magenprobleme quälten. Immerhin konnte ich am nächsten Morgen ein viertel Pfannkuchen essen. Also dachte ich: “alles ist wieder gut” und machte mich mit dem Rest der Truppe auf den Weg zum Basecamp des Alpamayo. Leider ließ mein Gesundheitszustand nach einer Stunde wieder nach, so dass ich mich am Wegesrand auf einem Stein niederließ und auf die Rückkehr der anderen vom Basecamp wartete. Dort müssen die Blicke auf den Artesonraju oder mittlerweile auch Paramount (ja, das ist der Berg, den man immer vor den Spielfilmen von Paramount Pictures sieht) und auf den sehr nahen Gletscher mega beeindruckend gewesen sein. Aber dazu kann leider nur Veit was sagen. Nach zwei erholsamen Stunden in der Bergsonne mit einem traumhaften Panorama musste ich mich leider wieder aus meiner bequemen Lage erheben und auf den Weg zum Abstieg machen, der noch ca. fünf Stunden dauern sollte. Aufgrund meines Gesundheitszustand lief ich den Weg mit vielen Zwangspausen mehr oder weniger im Delirium. Außerdem bin ich der Meinung, dass mich unser Guide ständig angelogen hat, was die Dauer der noch zu bewältigenden Strecke angeht, damit ich mich nicht irgendwo hinlege und einfach nicht mehr weitergehe.  Na ja, irgendwie hab ich es ins Camp und auch noch ins Zelt geschafft. Danach weiß ich nur noch, dass Veit mich ständig zum Teetrinken und Fiebermessen zwingen wollte. Bäh. (Anmerkung der Redaktion: Ich habe nur versucht Meike’s Tipps, die sie mir nimmer gegeben hat als ich meine Magen-Darm-Probleme hatte, wohlwollend Meike in Erinnerung zu rufen :-)…ich habe es mittlerweile aber aufgegeben und sage mir, dass Meike schon weiß, was das Beste für sie ist in dieser Situation.)

Am letzten Tag hatten wir dann glücklicherweise nur noch vormittags den Abstieg entlang eines Gebirgsflusses zu leisten. Über Geröllfelder und später auch durch sehr viel grünere Vegetation mit vielen Vögeln (z. B. schwarze Kolibris – von denen wusste ich nicht einmal, dass sie existieren) ging es dann zu dem Punkt, wo uns der Fahrer wieder aufgesammelt hat. Da ich nicht die einzige mit Magen-Darm-Problemen war, stürzten sich am Ende des Trecks alle auf den kleinen Laden, wo es Coca-Cola zu kaufen gab.  Zurück in Huaraz war ich froh endlich wieder ein eigenes Bett und vor allem eine eigene Toilette zu haben. Der Treck war trotz der eher höllenhaften letzten Tage traumhaft.

Und auch auf diesem Treck haben wir wieder etwas gelernt:

  • Das Wort Toilettenzelt verspricht mehr als sich dahinter verbirgt. Es ist auch nur ein Loch im Boden mit einem Zelt drum herum.
  • Der Sternenhimmel kann nirgendwo schöner sein. Zumindest kann ich mir das bisher nicht vorstellen.
  • Iren trinken so viel wie man ihnen nachsagt. Engländer übrigens auch. Pro Kopf 1 l Rum an zwei Abenden. Im Nachhinein vielleicht eine gute Idee zur Reinigung des Magen-Darm-Trakts.
  • Hinter jeder Ecke versteckt sich immer noch ein schöner Blick, See, Gletscher etc.
  • Elektrolyte schmecken fürchterlich. (Wer jemanden kennt, der irgendetwas mit der Herstellung von Elektrolyten zu tun hat, könnte vielleicht ein gutes Wort für eine Geschmacksverbesserung einlegen. Ich wäre dafür sehr dankbar und viele andere Südamerikareisende bestimmt auch.)
  • Guides lügen wie gedruckt was die Länge der noch zu wandernden Strecke angeht, wenn sie einen krank noch irgendwie ins Tal bekommen wollen.


Das heilige Tal zum Altwerden

3 09 2010

Vilcabamba 29.08.- 02.09.2010 (Veit)

Vilcabamba anzeigen

Diesmal möchte ich mit der Beschreibung von Wikipedia zu Vilcabamba beginnen (damit auch ein bisschen Hintergrundwissen zu unseren Reiseorten nicht zu kurz kommt):

“Bekannt ist Vilcabamba vor allem wegen seiner langlebigen Bewohner, man nennt es auch das „Tal der Hundertjährigen“. Der Grund dafür ist umstritten, Wissenschaftler führten das hohe erreichte Alter und die hohe Vitalität auf die negative Ionenladung der Luft zurück, verursacht durch die abendlichen elektrischen Stürme, auf die perfekte mineralische Ausbalancierung des Wassers, das ganzjährig gesunde Klima, die ausgewogene Ernährung und die ständige Bewegung.

Der Begriff Vilcabamba kommt aus dem Quechua und bedeutet „Heiliges Tal“ (vilca = „heilig“, bamba = „Tal“). “

Hier haben wir vier wunderschöne Tage und Nächte verbracht. Nicht zu letzt auf Grund unserer luxuriösen und wunderschönen Unterkunft (Hosteria Izhcayluna), die als kleines Resort durchgehen dürfte (siehe Bilder in der Galerie). Außerdem haben wir zwei wunderschöne und intensive Tagestouren gemacht, die uns (besonders mich) auf unseren nächsten Treck vorbereiten sollen. Wir werden nämlich heute Abend (02.09) mit dem Nachtbus von Loja nach Piura (Peru) fahren und dann weiter über Trujillo nach Huaraz in die Corderilla Blancas. Dort wollen wir den 4-Tages Santa Cruz Treck machen und der wird uns wieder auf bis zu 4800m führen.

Vielen Dank für eure Genesungswünsche. Mir geht es soweit besser. Ich habe wieder Hunger und versuche mit deutscher Küche (Currywurst mit Pommes, Gulasch mit Knödel und Käsespätzle und dazu chilenischen Rotwein gab es die letzten drei Tage für mich) mein verlorenes Gewicht wieder zu erlangen. Nachdem ich hier noch ein bisschen gelitten habe, wurde ich vollkommen kostenlos im örtlichen Krankenhaus durchgecheckt (inklusive Laboruntersuchung und Arzttermin) hat es mich 0 EUR gekostet…das nenne ich mal ein angenehmes Gesundheitssystem oder toller Service für Touristen. Ach so gefunden wurde nichts…theoretisch sollte ich gesund sein 🙂



Salento: Unser Paradies in der Zona Cafetera

29 08 2010

Salento (20.-25.08.2010) Meike

Über Medellin sind wir in die Zona Cafetera in den kleinen Ort Salento gereist. Hier haben wir unser kleines kolumbianisches Paradies gefunden. Wir haben fünf wunderschöne und erholsame Tage in diesem kleinen Ort verbracht und uns dabei sau wohl gefühlt. Für mich gibt es viele Gründe Salento zu lieben….

  1. Die Landschaft: Die Landschaft rund um Salento ist einfach der Wahnsinn. Das Valle de Cocora hat uns schlichtweg begeistert und alle zehn Meter hat auf unserer Wanderung einer von uns beiden gesagt: Schau mal, wie schön … (hier kann Folgendes wahlweise eingesetzt werden: der Fluss, die Palmen, die Berge, die Schmetterlinge, die Kolibris…). Bei den anderen Wanderungen rund um Salento war es nicht anders. Ich hoffe, die Bilder können dies einigermaßen wiedergeben.
  2. Die Menschen: Nicht, dass nicht schon generell in Kolumbien alle immer super freundlich gewesen sind, aber die Leute in Salento können das noch toppen. Vom Kellner, der uns völlig fasziniert beim Kniffelspielen beobachtet, bis hin zum Bauern, den wir auf einer unserer Wanderungen nach dem Weg fragen, jeder ist einfach überschwänglich freundlich. Und zwar nicht irgendwie gekünstelt, sondern einfach echt. Man freut sich, dass wir Kolumbien besuchen und empfängt uns mit offenen Armen. Aus der Servicewüste Deutschland kommend wusste ich manchmal gar nicht so richtig umzugehen mit dieser ganzen Freundlichkeit.
  3. Unser Hostel: Nach zwei eher nicht so schönen Nächten in einem Partyhostel in Medellin (Ich bin einfach zu alt dafür. Ich möchte nachts nicht mehr hören müssen, wie sich jemand in die Gemeinschaftstoilette übergibt und vor allem möchte ich am nächsten Tag nicht die Spuren sehen. (Anm. Veit: Ich fand’s gar nicht so schlimm./ Anm. Meike: Veit fährt auch freiwillig an den Ballermann.)) sind wir in Salento im Hostelhimmel angekommen. Die beiden Besitzer Enrique und Luiz haben uns so herzlich aufgenommen und machten unseren Aufenthalt in Salento noch schöner. (Die beiden sind übrigens quasi Wirtschaftsflüchtlinge aus Spanien. Aufgrund der schlechten Lage dort bauen sie sich jetzt ihre Zukunft im aufstrebenden Kolumbien auf.)  Außerdem war das Zimmer endlich mal wieder so groß, dass wir uns ein bisschen ausbreiten konnten und nicht ständig über die Sachen des Anderen gefallen sind. Und wir hatten hier eine heiße, kräftige Dusche: Es ist einfach schön beim Duschen am ganzen Körper nass zu werden und nicht nur an dem Körperteil, den man möglichst nahe an den Duschkopf hält. Desweiteren macht duschen noch mehr Spaß, wenn man nicht ständig eine Gänsehaut dabei hat.
  4. Der Kaffee: Eigentlich das erste Mal seit wir in Südamerika angekommen sind, bekamen wir richtig guten Kaffee zu trinken. Wir haben es in vollen Zügen genossen und haben jeden Nachmittag in unserem Lieblingscafé eine andere Kaffeespezialität getrunken. (Nebenbei war der Schokokuchen Aufbauprogramm für Veit.) Der Kaffee kommt natürlich von der eigenen, ökologischen Kaffeefinca, wird mit ganz viel Liebe zubereitet und er schmeckt einfach genial. Nachdem wir auch noch eine solche Kaffeefinca besucht haben und uns dort alles über den Kaffeeanbau und die -herstellung erklären lassen haben, wissen wir den täglichen Kaffee vielleicht auch noch ein wenig mehr zu schätzen.
  5. Das Essen: Man kann hier super gut und günstig essen gehen. Die lokale Spezialität ist Forelle und auch hier haben wir ordentlich zugeschlagen.
  6. Das Leben in dieser Kleinstadt: Es macht einfach Spaß dem Treiben in dieser kleinen Stadt beizuwohnen. Am Wochenende waren viele (vor allem kolumbianische) Touristen aus dem Umland hier und der Platz im Zentrum des Dorfes hat sich zu einem Markt mit Essens- und Verkaufsständen entwickelt. Es wurde viel gegessen, getrunken (gerne Rum aus Flaschen, der dann mit zwei bis vier Leuten geteilt wird), gelacht und gefeiert. Veit und ich haben uns ein wenig unters Volk gemischt. Unter der Woche war es wesentlich ruhiger. Man sah kaum noch jemanden, der nicht aus dem Dorf kommt, und auch diese Ruhe haben wir genossen.

Das alles mag sich ein wenig langweilig anhören, für uns war es gerade aber genau das Richtige. Und allen, die sich auf die Rente zu bewegen, kann ich Salento nur als Alterswohnsitz empfehlen.



Cartagena oder Spanien in der Karibik

24 08 2010

Cartagena 13.08-17.08.2010 (Veit)

Cartagena ist etwas besonderes, eine Stadt mit so vielen Facetten, geprägt durch den Hafen (mit vielen Containerschiffen) und die wunderbar erhaltene und teilweise restaurierte koloniale Altstadt, die einen an Europa und spanische Kolonialstädte erinnert. Und natürlich die Menschen. Das Flair ist kolumbianisch international und natürlich karibisch “tranquillo”. Vor Cartagena gelagert sind die “Islas de Rosario” und der berühmte “Playa Blanca” der sich mit den Stränden in Tayrona, um den Ruf der schönsten Strände Kolumbiens streitet. Beides haben wir per Tagesausflug mit einem Ausflugsboot und zusammen mit kolumbianischen Familien, Männergruppen und Liebespaaren erlebt. Die Familien mussten Fotos machen, ganz viel essen, damit dann einzelne Familienmitglieder “seekrank” wurden; die Männergruppen hatten schnell um 09:30 Uhr die ersten Bierchen auf, um dann zwei Stunden später schnarchend schlafend neben uns an Deck zu sitzen; die Liebespaare turtelten und die Frauen schminkten sich ständig nach.

Das war soweit das schöne und touristische an Cartagena. Als nicht so schönes Erlebnis darf man dann meinen Arztbesuch in Cartagena einordnen bzw. meine andauernden Magen-Darm Probleme. Leider ging es mir die ganze Zeit in Cartagena Magen-Darm technisch nicht so gut und trotz ausreichend Reisemedizin von Immodium akut über Iberogast etc. wurde es nicht besser und so ging es dann passenderweise am Sonntag morgen zur Ambulanz ins Krankenhaus von Bocagrande (Cartagena). Trotz meiner eindeutigen und detaillierten Erklärungen (auf spanisch wohl gemerkt) hat der sehr nette Arzt, genau das gemacht, was ich mit vorher schon gedacht habe: Fragen gestellt, Bauch abgetastet und dann zwei Medikamente verschrieben und Elektrolyte und ein paar Ernährungstipps dazu gegeben (z.B. gegrilltes Fleisch oder Hühnchen essen…?!). Nun ja, ich habe die Medikamente genommen und man könnte sagen es ist besser geworden. Das Hauptproblem ist, dass ich oft keinen Hunger habe und ich ein bisschen alternative Nahrung vermisse. Daher versuche ich nun einfach das zu essen, worauf ich Lust habe, auch wenn der Appetit  oft nicht da ist…dafür ist der Ansatz meines Bauches so gut wie weg :-).



Abenteuerzeltlager – Ciudad Perdida

13 08 2010

Taganga, 13.08.2010 (Veit)

Ciudad Perdida anzeigen

Die Vorher – Nachher Fotos sprechen Bände. Unser 5-Tagestreck zur Verlorenen Stadt war sensationell in vieler  Hinsicht. Niemals hätte ich gedacht, dass ich soviel Schweiß verlieren kann, wie in den abgelegenen Gebirgszügen der Sierra Nevada. Außerdem weiß ich, dass es Mosquitorepellents mit 100% DEET gibt, die aber auch nichts nutzen und schon gar nicht gegen Sandflies. Und ich will gar nicht daran denken, wie gut die Mischung aus Schweiß, Sonnencreme und literweise Repellent für die Haut ist; gestunken haben wir jedenfalls widerlich.

In unserer 14 Mann starken Gruppe  inklusive Tourguide und Koch machten wir uns am ersten Tag viel zu spät und bei strömenden Regen auf den Weg. Bei der ersten Flußüberquerung habe ich meine Wanderschuhe noch ausgezogen, um sie vor dem Wasser zu schützen, doch schon bei der nächsten waren alle guten Vorsätze vorbei und Meike und ich gingen seitdem mit klitschnassen Wanderschuhen. Wir hatten wenigstens ordentliche Wanderschuhe, in unserer buntgemischten und super netten Gruppe (2 Irinnen, 2 Engländerinnen, 1 Slowakin, 1 Französin, 1 kanadisches Pärchen, 1 Kolumbianerin mit der spanischen Mutter ihres Exfreundes!!!) gab es von Sandalen über, Sneakers und Converse alles, inklusive der vorhersehbaren Blasen, von denen wir verschont geblieben sind.

Nach einem vierstündigen Marsch am ersten Tag kamen wir in unserem ersten Nachtlager an; bestehend aus drei großen offenen Hütten mit  Wellblechdächern unter denen jeweils, gekocht, gegessen und in Hängematten geschlafen wurde. Es ging so einigermaßen mit dem Schlafen, aber es war irgendwie auch lustiges Bild mit ca. 30 Leuten nebeneinander aufgereiht hängend zu schlafen.

Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück (das Essen war sowieso erstaunlich gut) kämpften wir uns über oft sehr steile und vor allem schlammige Wege weiter und tiefer in den kolumbianischen Bergurwald und verzichteten wie unsere gesamte Gruppe auf die Besichtigung einer Kokaplantage. Die Landschaft und der Weg dagegen wurde immer spannender und abenteuerlicher.

Der dritte Tag sollte es dann in sich haben. Acht Flussüberquerungen mit starken Strömungen und Wasserständen, dass sogar wir zwei Riesen bis zur Brust im Wasser standen. Teilweise haben wir Ketten gebildet und uns gegenseitig gehalten, um den Fluss zu überqueren. Das war wirklich ein riesen Spaß und oft auch eine willkommene Abkühlung. Bitternötig, denn das letzte Stück zur Ciudad Perdida geht über 1.200 Treppenstufen den Berg hinauf (man hat das Gefühl, die enden nie, jeder Blick nach oben zeigt nur noch mehr Treppen). Doch am Ende haben wir es geschafft und standen im Eingangs-und Empfangsbereich der Stadt; von dort aus führen viele Wege und weitere Stufen in alle Teile der Stadt und ein breiter, großer Stufenweg führt weiter aufwärts direkt ins Zentrum und zur ehemaligen Kirche und war ausschließlich für die Könige/Priester vorgesehen. Wir hoffen, dass die Bilder diese eindrucksvolle Kulisse in etwa wiedergeben, denn es ist schwer zu beschreiben.

Ein weiteres Highlight war, dass wir als einzige Gruppe an diesem Tag in der Verlorenen Stadt bleiben und übernachten durften. Wahnsinn!!! Eigentlich ist das Hauptlager eine Stunde von der Stadt entfernt am Fuße des Berges am Fluss. Jedoch wurde das Camp eine Woche vor unserer Ankunft durch einen Schlammlawine halb zerstört und nur provisorisch wieder aufgebaut, so dass nicht alle Gruppen Platz finden konnten. So durften und konnten wir stundenlang noch die Stadt und Wege erkunden, in einem nahegelegen Fluss schwimmen und duschen und die außergewöhnliche Lage der Stadt genießen. In Europa oder auch anderswo wäre so etwas – glaube ich – undenkbar, dass man einem solchen  Ort überall rumlaufen darf, ohne dass es Wege, Absperrungen, Gitter, Aufseher etc. gibt. Ich bin mal gespannt wie dieser Ort in zehn Jahren aussieht wenn weiterhin mehr und mehr Touristen den Weg auf sich nehmen.

Nach einer Nacht und einem nicht ganz so spektakulären Sonnenaufgang um 5 Uhr morgens über der Stadt ging es dann wieder durch die Flüsse zurück. Zurück im Hotel und in der Zivilisation wurden die Wunden geleckt (unzählbare Mosquito- und Sandfliegenstiche, sonst keine schlimmeren Verletzungen) und vor allem geduscht und die schrecklich stinkende Schmutzwäsche weggebracht.

Eigentlich wollten wir nun unseren PADI Open Water Tauchkurs für drei Tage hier machen, aber bisher konnten wir uns noch nicht dazu durchringen. Die Zeit in Kolumbien läuft uns davon und wir wollen schließlich noch nach Cartagena, Medellín und in die Zona Cafetera, bevor es am 26. August von Cali zurück nach Ecuador geht.

Und was lernt man bei einem solchen Trip (Meike):

  • Wenn du am ersten Tag glaubst, dass du im Leben noch nicht so geschwitzt hast, dann mag das stimmen, an den Folgetagen wirst du aber noch einen draufsetzen können.
  • Man gewöhnt sich irgendwann daran, dass man selber und alle um einen rum stinken.
  • In Hängematten schläft man besser als in stinkenden Etagenbetten.
  • Ein Erdrutsch kann auch seine Vorteile haben. (Wegen des Erdrutsches durften wir in der Ciudad Perdida schlafen.)
  • Sandmücken sind noch schrecklichere Viecher als vorher angekommen. Und sie erwischen einen immer irgendwie. Egal welche modetechnisch fragwürdigen Vorsichtsmaßnahmen (Hose in die Socken etc.) man so durchführt.
  • Die Bestimmung von Touristen ist es Sandmücken und Moskitos zu ernähren. Mit dem Koch und Tourguide sind die Insekten befreundet, die lassen sie in Ruhe. (Orginalzitat von unserem Koch)
  • Converse Schuhe sind für einen solchen Trek nicht geeignet. Cathi, die darunter besonders leiden musste, wird dazu noch eine Beschwerde an Converse schicken. Leider kommt Cathi aus England. In den USA wäre bestimmt eine Entschädigung drin, weil auf den Schuhen nicht ausdrücklich vermerkt ist, dass sie nicht für eine solche Wanderung geeignet sind.
  • Flussüberquerungen können eine willkommene Abwechslung – und vor allem Erfrischung – sein.
  • Auch in Flüssen und an Wasserfällen kann man sich super waschen. Duschen sind völlig überbewertet.
  • Je näher man an die Ciudad Perdida kommt umso teurer wird das Bier.
  • Auch in komplett nassen Wanderschuhen läuft es sich gut und blasenfrei. Die Herausforderung ist jetzt die Schuhe im tropischen Klima wieder trockenzulegen.
  • Kleidung trocknet im Dschungel am besten am Körper.
  • Die durchgeschwitzte Wäsche rieht nach dem ersten Mal waschen noch nicht wieder normal. (Dies gilt insbesondere für unsere Socken und Veits T-Shirts)


Zuhause in Bogota

7 08 2010

Taganga, 06.08.2010 (Meike)

Seit unserem letzten Eintrag sind wir von Ecuador nach Kolumbien weitergezogen. Erste Station in Kolumbien war Cali, die Salsa-Hauptstadt. Wir hatten mehr oder weniger nur einen Tag dort und haben ein wenig die Stadt erkundet und bei einem Bierchen anderen Leuten beim Salsatanzen zugeschaut.

Von Cali ging es dann in einer 11-stündigen Busfahrt weiter nach Bogota. Der Bus war zwar wirklich bequem, aber es gibt doch Schöneres als eine solche Busfahrt. Insbesondere wenn zwischendurch das gesamte Gepäck von der Polizei durchsucht wird. Einzig Veit ist verschont geblieben. (Fragt nicht warum. Ich weiß es nicht.) An die Polizeipräsenz hier muss ich mich noch ein bisschen gewöhnen. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn die Polizei in deiner Schmutzwäsche rumwühlt. Ich habe schon in Deutschland immer ein schlechtes Gefühl, wenn die Polizei neben mir fährt. Obwohl ich ja nie was gemacht hat. Allerdings sind die Polizisten hier super nett, freuen sich, wenn sie hören, dass wir aus Deutschland kommen und spielen auch gerne die Touri-Info für uns. Das aktuell gerade der neue Präsident ins Amt eingeführt wird, sorgt natürlich auch noch einmal für erhöhte Polizeipräsenz.

Dass wir uns in Bogota gleich zuhause gefühlt haben, lag nicht nur an dem Wetter dort (frisch und regnerisch), sondern vor allem an Javi’s Mutter, die uns ganz herzlich in Bogota empfangen hat. Vielen Dank dafür noch einmal an dieser Stelle. Wir durften bei ihr wohnen und wurden von ihr prächtig umsorgt. Den ersten Tag in Bogota nutzten wir zur Erkundung der Alt- und Innenstadt, die viel schöner ist, als wir erwartet haben. Aufgrund des Wetters hat es uns dann später ins Museo del Oro (Goldmuseum) verschlagen. Auch das war interessant und toll gemacht. Zurück bei Javi’s Mutter habe ich dann mit ihr zu Fuß die Gegend um ihre Wohnanlage erkundet und viele ausgefallene Früchte für das Frühstück am nächsten Morgen gekauft. Abends waren wir dann alle bei Javi’s Tante zum Essen eingeladen, was sehr köstlich war.

Am nächsten Tag hat uns Javi’s Mutter die moderne und eher reiche Seite Bogotas und das Umland von Bogota gezeigt. So sind wir unter der Woche der Wochenendbeschäftigung der Bewohner Bogotas nachgegangen und haben u. a. einen Freizeitpark besucht und süße Köstlichkeiten (ich sag nur “dulce de leche” – eine Art Karamell) gegessen. Und dann hieß es auch schon auf zum Flughafen und ab an die karibische Küste. (Wir hatten uns diesmal für einen Flug und gegen den Bus entschieden. Die Entscheidung fiel nicht schwer, da das Flugticket nur ca. 10 € teurer war und wir uns somit eine mind. 17-stündige Busfahrt ersparen konnten. Insbesondere unsere Rücken haben es uns gedankt.)

Jetzt sind wir in Taganga (ein kleines Fischerörtchen neben Santa Marta) an der karibischen Küste angekommen. Der Ort ist sehr idyllisch gelegen und nach einer ersten Nacht in einem gefängnisähnlichen Hostel sind wir mittlerweile auch in einem wirklich schönen Hostel gelandet. Leider hatte Veit eine fiese Magen-Darm-Geschichte erwischt und er konnte die ersten Tage hier nicht so richtig genießen. Heute ging es ihm aber schon wieder besser und wir hatten einen schönen, relaxten Strandtag und morgen geht es dann sechs Tage auf den Ciudad Perdida (Verlorene Stadt) Trek.  Ein Trek durch dschungelähnliches Gelände mit dem Ziel die Ciudad Perdida – eine der größten wiederentdeckten präkolumbischen Städte Südamerikas – zu besuchen. Wir sind gespannt!

Alles dazu erfahrt ihr dann frühestens nächsten Freitag, wenn wir wieder zurück sind…



Wenn Ecuadorianer Urlaub machen…

31 07 2010

Guayaquil, 31.07.2010 (Meike)

 

dann bedeutet dies,

– dass immer mindestens zehn Leute zusammen fahren. Die ganze Familie wird eingepackt. Und Familie heißt nicht Vater, Mutter, Kinder, sondern Vater, Mutter, viele Kinder, Großeltern, Tanten, Onkel und wer sonst noch so mit möchte. An einen gemütlichen Pärchenurlaub ist hier nicht zu denken. Und natürlich fahren bestenfalls alle in einem Auto. Das  bedeutet dann, dass der Kofferraum voller Kinder ist und das Gepäck muss dann eben auf`s Dach.

– dass immer mindestens eine Oma dabei ist, besser zwei.

– dass alle gemeinsam im Meer schwimmen gehen. Wer nicht will, wird von den anderen ins Meer gezogen (auch die Omas).

– dass die Frauen größtenteils in vollständiger Bekleidung ins Meer gehen. Wir haben manchmal das Gefühl, dass gleichzeitig die Wäsche mit gewaschen wird. Anders können wir uns das nicht erklären. Schließlich tragen die ecuadorianischen Frauen auch kurze Röcke und Tops – relativ unabhängig davon wie gut ihre Figur ist.

– dass alle Familienmitglieder alle Ausflüge mitmachen. Kleinkinder müssen also mit zur Inselbesichtigung und zum Whale Watching, Omas müssen Wanderungen über Inseln machen usw..

– dass möglichst immer direkt mit dem Auto vorgefahren wird. Vors Hotel, Restaurant, die Agentur für Ausflüge etc.

– dass immer alles lindo und hermoso ist. Zumindest ist jede Stadt, jeder Berg, jede Landschaft die wir zusammen mit einem Ecuadorianer gesehen haben, oder über die wir mit Ecuadorianern gesprochen haben, muy lindo und hermoso.

– dass meistens eine hübsche Tochter dabei ist. Die trägt dann auch gerne T-Shirts mit so bescheidenen Sprüchen wie “Soy una belleza” (Ich bin eine Schönheit) und post auf den Fotos entsprechend (Siehe auch das Foto mit unserer Gastschwester).

– …

Da momentan Sommerferien in Ecuador sind, konnten wir in unserer Woche an der Küste das Urlaubsverhalten der Ecuadorianer studieren. Wir haben eine entspannte Woche in den Städtchen Canoa und Puerto Lopez verbracht. Wobei uns Puerto Lopez deutlich besser gefällt. Laut unserer Zimmernachbarin in Puerto Lopez hat Canoa einfach eine schlechte Energie. Und irgendwie müssen wir ihr zustimmen. Und auch das Wetter war uns in Puerto Lopez deutlich besser gewogen. Außerdem konnten wir dort Wale und Blaufußtölpel beobachten und tolle Strände bei strahlendem Sonnenschein genießen.

Wir werden unsere Beobachtungen des ecuadorianischen Urlaubverhaltens jetzt erst einmal ein wenig unterbrechen müssen, da wir heute für ca. vier Wochen nach Kolumbien fliegen. Irgendwie hat uns der Gedanke Kolumbien zu besuchen nicht losgelassen. So viele Leute schwärmen von Kolumbien. Also werden wir jetzt ein wenig Kolumbien unsicher machen. Aber keine Angst Ecuador, wir kommen wieder. Unsere Forschungen zum Urlaubsverhalten der Ecuadorianer sind noch nicht final abgeschlossen und außerdem gibt es noch ein paar Städte und Gegenden, die wir uns nicht entgehen lassen wollen.



Cotopaxi 1 – Ich (Veit) 0

23 07 2010

Quilotoa 21.07.2010

Cotopaxi 22.-23.07.2010

Quilotoa_Cotopaxi anzeigen

 

Erst mal das Gute vorweg, wir hatten drei wunderschöne Sonnentage in den Bergen mit einem super Guide, tollen Treckingtouren, alten Vulkankraterseen und einer sagenhaften Berglandschaft. Gerade sind wir von unserem Cotopaxi Abenteuer übermüdet und fertig nach Quito zurück gekehrt (10 Uhr morgens) und haben für heute Abend zwei Sitzplätze im “Service Especial” (Anm. d. Red: Was immer das heißen mag.) Bus nach Canoa, einem kleinem Fischer- und Surfer-Ort an der Küste. Wir hatten gehofft, wir könnten solange bis der Bus abfährt bei unserer Gastmutter unterkommen, aber die ist leider momentan nicht zu erreichen und so sitzen wir hier übermüdet und geschafft im Café und hoffen, dass sie bald nach Hause kommt.

Nun aber zum Wesentlichen…nach einer verspäteten morgendlichen Busfahrt von Banos nach Latacunga – eine Straßensperrung der Panamericana – wurden wir irgendwo in Latacunga abgesetzt, samt unserem Gepäck, und mussten unseren Guide, der auf uns an der regulären (falls es so etwas in Ecuador gibt) Bushaltestelle auf uns warten wollte, anrufen um uns an anderer Stelle abzuholen. Das sind so die kleinsten Dinge die mal schief gehen können. Nichts desto trotz ging es dann fast drei Stunden durch wilde Bergstraßen, die eher den Namen Schotterpiste verdient hatten, nach Quilotoa und dem dortigen Vulkankratersee, der mit seiner Größe und Farbe glaube ich einzigartig ist. Dort hieß es dann akklimatisieren auf 4000m Höhe und einer strammen vierstündigen Wanderung mit vielen Höhemetern. Das machte uns nur noch Lust auf Mehr…und das Mehr sollte dann am nächsten Tag folgen.

Bei strahlendem Sonnenschein und einer rastanten Fahrt mit dem Allradgeländewagen unseres Guides ging es in den Cotopaxi Nationalpark und der Aufstieg zum Refugio auf 4800m wurde noch locker gemeistert. Der Cotopaxi ist der höchste aktive Vulkan der Welt (gemessen vom Erdmittelpunkt, ansonsten gibt es einen höheren Vulkan in Chile gemessen vom N.N) und so war die Ausgangslage aus subjektiver Sicht eigentlich klar; denn  wir wollten den Cotopaxi bezwingen! Strahlender Sonnenschein und perfekter Sicht auf den Vulkan am Tag und für die Nacht wurde ein klarer Himmel und fast Vollmond vorhergesagt…und bei unserem Ehrgeiz und hervorragender Kondition sollte das eine klare Angelegenheit sein…wir werden den Cotopaxi bezwingen…doch es war wohl eine sehr subjektive Sicht der Dinge… Anfangs lief noch alles nach Plan. Nach einem guten Pastaessen und ca. 3-4 Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt, machten wir uns gegen 19 Uhr auf in unser Nachtlager. Bei 0 Grad im Refugio mussten unsere Schlafsäcke alles geben. Nach eher keinem Schlaf erwachte das gesamte Refugio um Mitternacht und die Ausrüstung, samt Klettergurt, Steigeisen, Eispickel etc., wurde angelegt und nach einem kurzem Frühstück ging es los; Cotopaxi gegen Meike und Veit! Der Berg begrüßte uns direkt in den Anfangsminuten der Partie mit eisigem Wind aber einem wunderschönen klarem Sternenhimmel, fast Vollmond und den Lichtern von Quito am Horizont. Auf den ersten Metern verlief das Spiel noch ausgeglichen, aber dann Schlug Cotopaxi mit aller Macht zu. Ich konnte zu keinem Zeitpunkt meine Leistung abrufen und quälte mich, schwer atmend, Meter für Meter vorwärts. Doch so viele Schweinehunde habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Während Meike das Tempo gerne erhöht hätte (und teilweise auf Grund der verlangsamten Spielweise von mir fror) und Cotopaxi etwas entgegengesetzt hätte, schlug Cotopaxi gnadenlos auf mich ein. Bis der Sauerstoff wohl gar nicht mehr meine Beinmuskulatur erreichte und ich einsehen musste, dass diese Partie haushoch verloren gehen würde, und dass schon vor Abpfiff der ersten Hälfte. So drehte auch Meike, die meiner Meinung nach locker die letzten 800 Höhenmeter genommen hätte, mit mir und meinen letzten Kräften um – zurück zum Refugio.

Ich erspare Euch die Details der weiteren Stunden auf dem Refugio und den Abstieg zum Auto. Fakt ist Cotopaxi : Veit = 1:0…

Wie anfangs erwähnt, werden wir schon heute Abend mit dem Nachtbus um 23 Uhr nach Canoa an die Pazifikküste fahren. Wenn alles gut geht kommen wir morgen gegen 7 Uhr völlig übermüdet und fertig dort an und werden dann erst mal ein paar Tage das Meer und den Strand bei übrigens aktuell 21-28 Grad genießen und ein bisschen chillen.

Viele Grüße an Euch Alle und wir freuen uns immer über eure Kommentare und bedanken uns dafür ganz herzlich bei euch.