Dem Himmel so nah…
14 09 2010Cordillera Blanca (07. – 10.09.2010) Meike
Seit einigen Tagen sind wir zurück von dem Santa Cruz Treck, der uns dem Himmel ein deutliches Stückchen näher bringen sollte. Der höchste Pass auf diesem Treck war ca. 4.750 m hoch. Mit dem Ziel diesen Pass zu besiegen machte sich unsere illustre, buntgemischte Wandergruppe mit einem kleinen Überhang in den deutschsprachigen Raum früh morgens auf den Weg zum Startpunkt des Trecks. Diesmal war die gesamte Truppe mit Wanderschuhen ausgerüstet und es war auch für keinen die erste Wanderung des Lebens. Das waren also im Gegensatz zu unserem Ciudad Perdida Treck schon einmal beste Voraussetzungen.
Allein die Anfahrt zum Startpunkt des Trecks war beeindruckend: imposante 6.000er und so blaue Gletscherseen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Dafür war ich nach Peru gekommen. Theoretisch hätte ich mich nach der Anfahrt also schon wieder auf den Rückweg machen können, aber ein wenig wandern wollte ich ja auch noch.Am Startpunkt wurden dann die Esel gepackt. Die armen Tiere sollten unsere Zelte, Essen etc. schleppen. Wir mussten nur unseren Tagesrucksack tragen. Das ist ein bisschen luschig von uns, aber es erleichterte den Aufstieg doch sehr.
Und dann ging es los. Der erste Tag war relativ harmlos und so kamen alle gut gelaunt und beeindruckt von der Umgebung im ersten Camp an, wo wir uns erst einmal mit dem Campingequipment vertraut machen, die Zelte aufbauten etc. Die Nacht im 2-Personen-Zelt – das hört sich größer an als es ist – war dann erstaunlich erholsam und so ging es am nächsten Morgen gut erholt auf den Weg zu unserm höchsten Punkt den Punta Union Pass. Der Anstieg war schon härter, aber in alter Bergziegenmanier erklommen wir ihn tapfer und als dann noch zwei Minuten bevor wir den Pass erreichten die Sonne herauskam, hatten wir am Pass einfach den perfekten Moment. Hier müssen die Bilder sprechen.
Und dann beging auch schon der lange Abstieg ins Tal, der uns traumhafte Blicke auf ins Tal und auf die umliegenden Gipfel eröffnete. Die zweite Nacht war dann für mich leider weniger erholsam und ich konnte auch den Sternenhimmel nicht mehr so genießen, da mich arge Magenprobleme quälten. Immerhin konnte ich am nächsten Morgen ein viertel Pfannkuchen essen. Also dachte ich: “alles ist wieder gut” und machte mich mit dem Rest der Truppe auf den Weg zum Basecamp des Alpamayo. Leider ließ mein Gesundheitszustand nach einer Stunde wieder nach, so dass ich mich am Wegesrand auf einem Stein niederließ und auf die Rückkehr der anderen vom Basecamp wartete. Dort müssen die Blicke auf den Artesonraju oder mittlerweile auch Paramount (ja, das ist der Berg, den man immer vor den Spielfilmen von Paramount Pictures sieht) und auf den sehr nahen Gletscher mega beeindruckend gewesen sein. Aber dazu kann leider nur Veit was sagen. Nach zwei erholsamen Stunden in der Bergsonne mit einem traumhaften Panorama musste ich mich leider wieder aus meiner bequemen Lage erheben und auf den Weg zum Abstieg machen, der noch ca. fünf Stunden dauern sollte. Aufgrund meines Gesundheitszustand lief ich den Weg mit vielen Zwangspausen mehr oder weniger im Delirium. Außerdem bin ich der Meinung, dass mich unser Guide ständig angelogen hat, was die Dauer der noch zu bewältigenden Strecke angeht, damit ich mich nicht irgendwo hinlege und einfach nicht mehr weitergehe. Na ja, irgendwie hab ich es ins Camp und auch noch ins Zelt geschafft. Danach weiß ich nur noch, dass Veit mich ständig zum Teetrinken und Fiebermessen zwingen wollte. Bäh. (Anmerkung der Redaktion: Ich habe nur versucht Meike’s Tipps, die sie mir nimmer gegeben hat als ich meine Magen-Darm-Probleme hatte, wohlwollend Meike in Erinnerung zu rufen :-)…ich habe es mittlerweile aber aufgegeben und sage mir, dass Meike schon weiß, was das Beste für sie ist in dieser Situation.)
Am letzten Tag hatten wir dann glücklicherweise nur noch vormittags den Abstieg entlang eines Gebirgsflusses zu leisten. Über Geröllfelder und später auch durch sehr viel grünere Vegetation mit vielen Vögeln (z. B. schwarze Kolibris – von denen wusste ich nicht einmal, dass sie existieren) ging es dann zu dem Punkt, wo uns der Fahrer wieder aufgesammelt hat. Da ich nicht die einzige mit Magen-Darm-Problemen war, stürzten sich am Ende des Trecks alle auf den kleinen Laden, wo es Coca-Cola zu kaufen gab. Zurück in Huaraz war ich froh endlich wieder ein eigenes Bett und vor allem eine eigene Toilette zu haben. Der Treck war trotz der eher höllenhaften letzten Tage traumhaft.
Und auch auf diesem Treck haben wir wieder etwas gelernt:
- Das Wort Toilettenzelt verspricht mehr als sich dahinter verbirgt. Es ist auch nur ein Loch im Boden mit einem Zelt drum herum.
- Der Sternenhimmel kann nirgendwo schöner sein. Zumindest kann ich mir das bisher nicht vorstellen.
- Iren trinken so viel wie man ihnen nachsagt. Engländer übrigens auch. Pro Kopf 1 l Rum an zwei Abenden. Im Nachhinein vielleicht eine gute Idee zur Reinigung des Magen-Darm-Trakts.
- Hinter jeder Ecke versteckt sich immer noch ein schöner Blick, See, Gletscher etc.
- Elektrolyte schmecken fürchterlich. (Wer jemanden kennt, der irgendetwas mit der Herstellung von Elektrolyten zu tun hat, könnte vielleicht ein gutes Wort für eine Geschmacksverbesserung einlegen. Ich wäre dafür sehr dankbar und viele andere Südamerikareisende bestimmt auch.)
- Guides lügen wie gedruckt was die Länge der noch zu wandernden Strecke angeht, wenn sie einen krank noch irgendwie ins Tal bekommen wollen.
Kategorien : Berichte, Peru
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